Glacier NP - Montana

Am 06.08.2018 bin ich in Montana angekommen. Ich hatte mal wieder super Glueck mit meinen Mitfahrgelegenheiten und musste nie lang, wenn ueberhaupt, warten.
In Missoula traf ich Cate und Lee, die ich hier letztes Jahr schon besucht hatte. Wir unternahmen eine kleine Wanderung in schweisstreibender Hitze zu einem Aussichtspunkt ueber das Missoula Tal.

Reh
Lee, Cate und ich
Missoula Valley
Man kann es nicht wirklich sehen, aber es ist umgeben von Bergen. Der Rauch von den umgebenden Waldbraenden haengt ueber dem Tal und macht alles grau.
Spinnie
Am naechsten Tag bin ich mit Cate allein zu einer kleinen Wanderung nahe Missoula aufgebrochen. Wir sind zeitig los, um die Hitze zu vermeiden. Gluecklicherweise kuehlt es nachts noch schoen ab.
Grouse
Auf dem Gipfel angekommen, wurden wir von fliegenden Ameisen verfolgt, die ihr Nest auf dem Gipfelnest errichtet hatte, dem Windbrechersteinwall, der eigentlich die Wanderer beherbergen soll, die es bis nach oben geschafft haben und sich dort, im Windschatten, entspannen wollen. Es war aber nicht windig und wir konnten abseits des Ameisennestes ein schoenes Plaetzchen zum Chillen finden.
Nachdem wir den langen Weg zum Auto zurueck heil ueberstanden haben, hat mich Cate dann zum Highway gebracht, der nach Norden fuehrt. Es sind nur zwei Stunden bis Whitefish.
Ich wurde netterweise bis zum Safeways am Ortseingang gebracht. Joys Haus ist ganz in der Naehe. Es war schon abends als ich hier ankam. Ich konnte netterweise das Safeways Telefon nutzen, um meine Freunde anzurufen und Nate hat mich wenige Minuten spaeter abgeholt. Genug Zeit, um ein Eis und ne Flasche Wein zu kaufen.
von rechts nach links: Nate, Joy und ich, Sandy und Bee
Nate ist am naechsten Tag mit seinem Van Richtung Sueden aufgebrochen, um verschiedene Fluesse mit seinem neu erstanden Raft unsicher zu machen und Joy Zeit zu geben, das gerade im Umzug befindliche Haus wohnbar zu machen, bis er wieder zurueck ist.
Das einzig Gute, was der Rauch macht sind schoene Sonnenauf- und -untergaenge
Joy brachte mich am naechsten Tag zur East Glacier Ranger Station. Wir fuhren zeitig los, damit ich noch ein Permit bekommen konnte. Als wir ankamen, war bereits eine Schlange von mindestens 20 Leuten am Eingang. Ich wollte bis nach Canada laufen und nach vielem hin und her ueberlegen, hab ich zwei super Permits bekommen, nicht fuer den Weg, den ich eigentlich einschlagen wollte, aber fuer die gesamte Breite des Nationalparks. Fuer den gleichen Abend war nichts mehr uebrig, ich musste auf einem regulaeren Zeltplatz am Kiltna Lake bleiben. Das einzige freie Permit fuer den naechsten Tag war dann an einer Campsite 30 Meilen fuer da und das einzig freie fuer den Folgetag dann 13 Meilen von da.
Kiltna Lake, Trailhead fuer die Glacier Park Durchquerung
Der Campground Host war so nett, mich auf einer schon belegten Campsite schlafen zu lassen. Die Jungs hatten kein Problem ihre ziemlich grosse Campsite mit einem kleinen Zelt zu teilen. Als ich ankam, war es schon mittags und gefuehlte 40 Grad warm. Ich beschloss also, einen Tag am See zu entspannen und die Zeit zu nutzen, mein neu erworbenes Buch, Scrambles in the canadian Rockies, zu durchstoebern und zu ueberlegen, wo es als naechstes hingehen sollte. Es war auch echt viel zu heiss fuer jegliche andere Aktivitaet.
Kiltna Lake mit Rauchsaeule im Hintergrund
Der Beginn eines langen Wandertages
entlang vieler Seen
und ueber den Boulder Pass



schon abends und immer noch 11 Meilen vor mir
Nach 20 Meilen begannen meine Fuesse etwas weh zu tun. Mein Rucksack war ja noch voll beladen mit Essen fuer eine Woche und noch relativ schwer, auch wenn ich meine Kletterausruestung und alles was ich nicht wirklich brauchte, bei Joy zu Hause gelassen habe.
Es ging aber vom Pass aus nur noch bergab. Der Weg war allerdings teilweise so ueberwachsen, dass man ihn kaum sehen konnte.


Das war ein super See zum Reinspringen. Am Rand, genau am Weg, war ein Felsvorsprung, vielleicht zwei Meter ueber der Wasseroberflaeche und der See an der Stelle auch recht tief und etwas kuehler als die anderen.



Es wurde schon langsam dunkel und ich hatte alte Batterien in meiner Stirnlampe so dass diese mir keine allzugrosse Hilfe mehr war. Ich kam dann erst nach um zehn im Camp an. Gluecklicherweise ist es lange hell und ich musste nur eine halbe Stunde im Dunkeln laufen. Eine andere Gruppe, die ich unterwegs getroffen hatte und die zum gleichen Zeltplatz sind, sie gewannen etwas Vorsprung in der Zeit meines Sprungs ins Wasser, berichteten ueber eine Baerin ca. eine Meile vorm Zeltplatz, die auf Grund des spaet abendlichen Besuchs etwas ungemuetlich wurde. Ich bin zum Glueck niemand bepelzten zu dieser Zeit begegnet, was wohl v.a. an meinem wunderbaren Gesang lag.

Der naechste Tag, nur 13 Meilen, versprach, ziemlich entspannt zu werden. Ich war etwas muede vom Vortag, meine Fuesse wollten mich eigentlich nicht mehr soviel durch die Gegend tragen und taten dies durch Schmerzen kund. Wann immer ich mich hinsetzte, bekamen sie aber eine Massage und waren so einigermassen zufrieden.
Es ging erst ein paar Meilen flach durchs Tal, durch Wald und Wolken von Muecken. Beide beeintraechtigten die Sicht auf die umliegendenden, steil aufragenden Felsen. Der Weg zum naechsten Pass, Stoney Indian, war nicht lang und wurde durch eine Schwimmpause an einem idyllischen Bergsee unterbrochen. Nochmals ein Nickerchen gab es auf dem Pass. Haette ich die Augen offen gehabt, haette ich eine super Sicht in beide Taeler geniessen koennen.
Der Weg bergab war paradiesisch. Die Landschaft faellt terassenfoermig ab, mit vier Stufen von derer jeder sich Stroeme von Wasser senkrecht in die Tiefe stuerzen, um dann in einem dunkelblauen Bergsee zu pausieren bevor es erneut in rauschenden Wasserfaellen nach unten geht.
Mein Camp fuer diese Nacht war im Wald. Den Plan, Pyramid Peak zu besteigen, hatte ich zwecks meiner langen Anreise aufgegeben. Die mangelnde Aussicht vom Camp kompensierte ich mit Blicken in mein Buch das aktuell "desert solitaire" von Edward Abbey fuer mich zur Unterhaltung bereit haelt.
Der naechste Tag war nun wirklich entspannt. Erneut 13 Meilen, aber dafuer frisch und munter. Ich musste mich nicht mal mit losgehen beeilen.
Die erste Pause machte ich an einem schoenen See. Nebenan grasten zwei Elchbullen
und Erdmaennchen lugen ueberall aus ihren Hoehlen empor, neurierig, wer da durch ihr Grundstueck stapft.

Den Baeren ist das normalerweise recht egal. Den hier habe ich nur gesehen, weil er gerade vor mir ueber den Wanderweg geschlendert ist. Erst dachte ich, es waere ein Pferd, nach naeherem Hinsehen, hielt ich es fuer einen Elch, sah dann aber doch eher aus wie ein Grizzly.
Nun war es nicht mehr weit bis zum Ende meiner Wanderung, die mich an die US-canadische Grenze fuehrte. Die Zweibeiner hier waren leicht irritiert wegen meiner mangelnden Beraederung. Ein Mensch ohne Raeder, sowas kommt hier nicht allzuoft vor. Sie waren aber dennoch, oder deswegen, sehr freundlich zu mir. 
Nach Waterton zu kommen, war dann recht einfach, auch wenn ich eine Weile auf eine Mitfahrgelegenheit warten musste. Leider leidet der Park immer noch unter den Folgen des Waldbrandes vom letzten Jahr. Man sieht verbrannte Baeume gleich hinter den Haeusern. Das Feuer war bis an die Ortsgrenzen gekommen und hat auch das Besucherzentrum vernichtet. Im Augenblick brannte es zwar nicht im Park, aber nicht weit weg, in British Colombia brennt die gesamte Westkueste und in den USA ist es nicht besser. So ist es auch hier sehr verqualmt. Ein Grossteil des Parks ist seit letztem Jahr immer noch geschlossen und so konnte ich nicht meinen urspruenglichen Plaenen folgen. Es sind nur drei Backcountry Campsites offen, alle zwischen Waterton Stadt und der US Grenze. Im Gegensatz zum Glacier NP war es hier aber ueberhaupt kein Problem, ein Permit zu bekommen und ich erstand eines fuer 9,50 $ (66 Euro Cents sind ein kanadischer Dollar) fuer Bertha Lake, nur 6 Kilometer! (Wow, das sind wesentlich weniger als sechs Meilen) vom Visitor Center. Auch wenn es schon abends war, also noch genug Zeit, dort hochzumarschieren.
Der Weg ist komplett renoviert worden, die Baeume am Wegesrand koennen dieses Glueck allerdings nicht teilen.
Am naechsten Morgen bin ich dann einen Berg hochgeklettert. Er ist noerdlich des Sees, ueber einen schmalen, sehr steilen Kamm mit dem 2692 m hohen Mount Alderson verbunden. Der Berg selbst hat aber in meinem Buch keinen Namen und Mt. Alderson muss man von der anderen, zur Zeit nicht zugaenglichen Seite besteigen. Also, gute Alternative. Nach anfaenglichem Gekraxel durch Busch und Strauch ging es dann recht entspannt auf dem Bergruecken entlang ueber drei kleinere Gipfel.
Das broeckelige Gestein laesst das hohe Alter der kanadischen Rockies vermuten. Mein Zielberg war rot und haette, ohne den Rauch, eine fantastische Aussicht. In der Tiefe sah man Bertha Lake und den aus diesem weit, weit senkrecht nach unten entfleuchenden Wasserstrom.



Ich auf dem Gipfel von NoNameMountain
Nach unten nahm ich einen anderen, einfacheren Weg, wennauch ueber knieverkruemmenden Schotter.
Der Tag gestaltete sich sehr heiss und ich war froh, am Ortsausgang endlich eine Mitfahrgelenheit zu finden. Ein Polizist hatte zuvor gehalten, ich dachte schon, ich waere mal wieder unbeabsichtigter Weise dabei, etwas Verbotenes zu tun, aber er fragte mich nur, ob alles OK sei und gab mir den Tipp, zurueck nach Whitefish ueber Fernie zu gelangen, d.h., erst nach Norden, dann nach Westen und dann wieder nach Sueden. Meine Mitfahrgelegenheit wollte nach Crows Nest, was mein naechster Bestimmungsort werden sollte, und brachte mich somit schon die halbe Strecke.


Das war, wie sich spaeter herausstellen sollte, auch die einzige Gelegenheit den Berg meiner Begierde wirklich zu sehen. Spaeter sollte ich ihn nur erfuehlen.
Die erneut verwunderten Grenzbeamten waren auch an diesem Grenzuebergang sehr freundlich und noch am gleichen Abend war ich zurueck in Whitefish und traf Joy im Restaurant wo sie arbeitet.
Uebrigens haben Joy und Nate ein voll knuffeliges airbnb.
Am naechsten Tag traf ich mich mit Federico, mit dem meine Eltern und ich im Februar in Argentinien unterwegs waren. Es war reiner Zufall, dass er zur gleichen Zeit ankam, als ich dort war. Er war dort zuvor Rafting Guide und daher ein ziemlich guter Paddler. Wir gingen mit einer Gruppe zusammen raften, er im Kajak und ich im Kanu. Nicht verwunderlich, dass er schneller war als ich. Ich war allerdings sehr ambitioniert, ihn immer wieder einzuholen und habe zum Dank fuer meine Dummheit eine Sehnenscheidenentzuendung meines rechten Abductor pollicis bekommen, die mich noch eine ganze Weile am Klettern hindern sollte. Wenigstens war es ein sehr lustiger Tag.
Abschied von Joy

Eingestellt von Katrin

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