Nepal - Mt. Manaslu


Am Morgen des 04.09.2023 kam David endlich in Kathmandu an. Leider konnten wir nicht gleich los, sondern mussten uns abermals um unsere Permits kümmern. Da wir die Reisepässe auch im Original abgeben mussten, machten wir uns erneut auf zur Hauptstelle unserer Agentur an der Kathmandu Ringroad.

Wir gingen davon aus, wir wären ein kleiner Teil einer großen Gruppe und könnten einfach unauffällig unser Zelt aufstellen, das Toilettenzelt benutzen und das Aufenthaltszelt zum Unterstellen unserer Ausrüstung verwenden. Als wir erfuhren, dass wir insgesamt nur drei Teilnehmer waren und extra unseretwegen ein Küchenzelt und ein Essenszelt aufgestellt sowie pro Person je ein Zelt bereitgestellt und extra drei Köche anwesend waren, flippte ich etwas aus. Mich wütend zu machen braucht es normalerweise viel. Nun konnten sich Anjan, der Chef, und David zu den wenigen Menschen zählen, die dies bisher miterleben durften. Als ich dann auch noch las, dass fuer uns Bier und Coca Cola, das allerschlimmste Kapitalistengetränk der Welt! Zum Basecamp rauf transportiert wurden, hakte es völlig aus. Das wuerde ich nichtmal trinken, wuerde ich dafuer bezahlt. Ich war echt sauer. Wir wollten doch einfach nur den Berg hoch laufen, sonst nix weiter. Ausserdem hatte ich bereits komplett alles Essen für uns beide für einen Monat im Rucksack, an die 40 kg. Das wollte ich da nun auch hochtragen und essen!

Aber, keine Sorge, nicht, dass ihr denkt, ich wäre voll das Riesenarschloch, sicher war ich noch etwas aufgebracht vom Verhalten meines letzten Guides (siehe vorheriger Post). Meine Sympathikusfunktionen schossen etwas über und ich wurde ziemlich tachycard. Inzwischen hab ich mich natuerlich entschuldigt.



 Bimtang

Endlich konnten wir uns dann am 06.09. für einen ganzen Tag in den durchrüttelnden Minibus Richtung Besisahar quetschen. An dem Tag kamen wir nur bis Ngadi Khola, wo ich bereits auf dem Rückweg von meiner letzten Umrundung übernachtet hatte. Jeeps nach Darapani gab es erst am nächsten Tag, allerdings nicht zu zeitig und auch dies kurze Stück, das zwei Stunden dauern sollte, dauerte stattdessen doppelt so lang. So gelangten wir am 07.09. nur bis Tilche. Auch hier hatte ich bereits übernachtet. Die nächsten Tage wurden ziemlich nass und wir legten eine Art Rasttag im regenübervorteilten Bimtang ein, den wir dazu nutzten, einen Teil des Gepäcks bis zum Highcamp zu bringen. Immerhin liefen wir beide mit jeweils ca. 37 kg auf dem Rücken durch die Gegend und das Ganze etwas zu erleichtern, machte den Aufstieg am nächsten Tag deutlich einfacher.

Richtung Ponker Lake

kurz vor Larke Pass

Trotzdem war es einer der anstrengensten Tage der gesamten Reise. Der arme David hinkte natürlich in der Akklimatisierung etwas hinterher. Wir machten einen kleinen Umweg über Ponkar Lake, den besten Badesee der gesamten Region. Dies führte allerdings dazu, dass wir nach einer weiteren Pause in Highcamp auf 4400 m, diesmal mit einem riesen Teller Nudeln, erst kurz vorm Dunkelwerden auf dem 5120 m hohen Larke Pass ankamen. Was wiederum zur Folge hatte, dass David den wunderschönen blauen See, der kurz vor unserem Tagesziel weit unter uns im Mondschein glänzte, nur durch meine schillernde Beschreibung vor seinem geistigen Auge abbilden konnte. Das schien ihn allerdings weniger zu stören, als dass es immer noch über fünf Kilometer bis nach Darmasala waren. Obwohl wir während des Gehens super hungrig warden, wollten wir nach Ankunft dort in der finsteren Nacht gegen halb zehn nur noch ins Bettchen fallen. Die netten Jungs vom Camp wollten uns dies nicht ohne ein zuvor geschlabbertes Nudelsüppchen gewähren. Eine der leckersten Nudelsuppen die ich je serviert bekam...

Dann war Entspannungstag!

Ohne Gepäck ging es erneut auf den von mir zuvor besuchten 5220 m hohen, idyllischen Aussichtshügel und das im strahlenden Sonnenschein. Oben hielten wir ein kleines Nickerchen und bekamen schonmal erste Eindrücke von der bevorstehenden nächtlichen Atemnot.



täglicher Besuch in Darmasala


Der Abstieg nach Sameagon war dann beinahe nur noch ein Klacks.

Wir genossen eine erfrischende Dusche im Mt. Manaslu Hotel und sortierten die Sachen zum Rauftransport ins Basecamp. Zweimal wollten wir aufsteigen, denn nun hatten wir insgesamt ungefähr 110 kg Gepäck. Immer wieder wurden wir von schwer bepackten, singenden und lachenden Trägern überholt und kamen zu dem Schluß, dass es ihnen vermutlich nicht so schlecht ging, wie wir initial glaubten. Sie waren ein recht fröhliches Völkchen. Natürlich regte ich mich wieder einmal unsäglich über den am Wegesrand verstreuten Müll auf.



Schier den Atem verschlug uns der Anblick der enormen Zeltstadt die wir nach sechsstündigen Abplagens erreichten. Beide dachten wir, nie zuvor im Leben so etwas Häßliches gesehen zu haben. Wozu brauchen all die Menschen diesen Klump? Schon als ich erfahren hatte, dass unser Basecamp mit Heizung und warmer Dusche ausgestattet sei, war ich entsetzt, für was für Weicheier wir gehalten werden, nichts ahnend, dass sogar ich dies einmal in Anspruch nehmen sollte (natürlich nur, weil die Jungs so sehr Spaß daran hatten, das Wasser zu erhitzen). Aber das hier übertraf wirklich meine schlimmsten Vorstellungen.

Die ballsaalgroßen Kuppelzelte waren mit Teppichen ausgelegt und mit bunten Kunstblümchen geschmückt. Die Größe der Kaffeemaschinen reichte von rasenmäher- bis trabigroß und korrellierte mit der Coolheit der Anbieter.




Wir fanden es beide höchst abartig, stellten aber mit Erleichterung fest, dass unsere Agentur tatsächlich die am dezentesten herausgeputzte war mit einem (relativ) kleinen Küchen- und einem Esszelt. Da wir die ganze Sache eigentlich boykottieren wollten, bauten wir unser Zelt auf und kochten unser leckeres Abendessen mit meinem neuen Multi Fuel Kocher.

Zum Team gehörten drei Köche, Amor, Lalu, Akash, wobei Akash mehr Mädchen für alles und Entertainer war, Chikra, der Guide der Französin und Fabienne, die Französin selbst, die allerdings leider kein Wort einer anderen Sprache spruch. Dafür sprach Chikra fließend französisch. Fabienne war allerdings ohnehin etwas wortkark, daher fiel dieser Makel nicht zu sehr ins Gewicht.

Nach einer Nacht im Basecamp stiegen wir wieder ab und holten die zweite Fuhre unseres Habs und Guts.

Chikra sagte uns, wir sollten unsere Permits in Sameagon abstempeln lassen. So ganz sicher waren wir uns nicht, ob das eine gute Idee sei. Immerhin hatten wir beim Eintritt in die Manaslu Conservation Area etwas mogeln müssen. Dort darf man nämlich nicht ohne Guide hinein, zum Annapurna Trek aber schon. Der Kontrollpunkt liegt vor der Gabelung und wir hatten Permits für beide. So lag es also nahe, zu behaupten, wir liefen den Annapurna Circuit.

Nun ergab sich auch ein mittleres Problem, denn Chikra, der Thamserku Guide, der aber nicht unser Guide war, war oben mit der Französin und wir waren unten. Die netten Polizisten blieben hart, strotzten unserem Charme und erfüllten ihre Pflicht. Die Permits waren nun in der Hand des Gesetzes und sollten diese erst verlassen, nachdem die Gesetzeshüter sich davon überzeugt hatten, dass wir tatsächlich einen Führer hatten.

Amor hatte uns für alle Fälle seine Nummer gegeben. Zum Glück.

Er kam tatsächlich die 1300 m vom BC herunter gelaufen. Als wir beim Abendessen saßen tauchte dann auch noch zufällig der 14 Peaks Chef auf und nach einem kurzen Telefonat war alles erledigt.

Wir waren baff wie sehr liebevoll man sich um uns kümmerte und nachdem wir wieder im BC angelangt waren, ließen wir uns dann doch breit schlagen, den unbezahlbaren Service in Anspruch zu nehmen. Im Laufe der Tage gewannen wir die Jungs vom BC immer lieber. Es war einfach zuckersüß was für eine unheimliche Freude sie daran hatten, uns zu bekochen. Ganz zu schweigen davon, dass wir dort oben auf 4800 m das allerbeste Essen bekamen das man sich vorstellen kann und das Ganze in ausufernden Mengen.

Wie sich herausstellte waren auch die vermeintlichen Dumpingpreise an die Träger gar nicht so schlecht. Unsere Köche allerdings können wohl, dafür wieviel Aufwand sie betreiben und was für Gefahren sie sich aussetzen, wenn sie mal schnell bis Camp 3 rennen um irgendwem zu helfen, nicht allzu gut von dem Gehalt leben. Naja, dafür hat Basecamp an der Ringroad in Kathmandu einen wundervollen Palast stehen. Ist ja auch was.

beim Essensortieren für die Hochlager
unser Aufstiegsplan
Amor mit Opfergaben für die Segnung


Das Beste war allerdings der Rum

auf dem Weg vom Camp 1b zu Camp 2

Über unser gesamtes Auf und Ab in den folgenden Tagen will ich gar nicht so viel schwafeln. Nur so viel: es war verdammt hart.








Camp 1 b




Auf dem Weg zu Camp 2, Stau gab es später nicht mehr


Im Camp 2 hatten wir eines Tages die heroische Idee, wir könnten unseren initialen Plan, vor dem Aufstieg zum Gipfel ins BC zurückzugehen, um uns zu erholen, modifizieren und gleich zum Gipfel aufsteigen. Einfach genug hatten wir vom atemlosen Gehen in der Höhe. Nach einer schrecklichen Nacht aber revidierten wir unsere Änderungspläne. Immerzu musste ich vom Wasserschmelzen träumen und litt die gesamte, endlose Nacht unter trockener Kehle. Unseren Pinkelrhythmus hatten wir mittlerweile synchronisiert. Mein Zelt ist so klein. Jedesmal, wenn einer erwachte, um sein Blut weiter zu konzentrieren, musste er über den anderen hinwegsteigen. So gingen wir dann meist zusammen.







Camp 2

Das Schlimmste war eigentlich die Hitze tagsüber. In Camp 3 konnten wir uns vor dem geplanten Gipfelanstieg daher kaum erholen. Einfach unmöglich bei dieser Hitze zu schlafen und dann auch noch mit jedesmal einsetzender Schnappatmung, sobald einen doch der Schlaf überkommt.







Im Camp 4 zu bleiben hatten wir zwar nicht geplant, aber als wir dort gegen 2 Uhr morgens ankamen, war es so stürmisch, dass wir uns zu einem schläfrigen Japaner mit ins Zelt kuschelten. Unser eigenes hatten wir nicht mit und es dort oben in dem Sturm aufzubauen, wäre ohnehin unmöglich gewesen. So kuschelten wir uns in dem fremden Zelt in unseren Biwaksack und harrten aus bis zum Morgen. Stundenlanges Schneeschmelzen war wieder angesagt und erst gegen 8 Uhr morgens machten wir uns auf den endlosen Weg Richtung Gipfel.

Ausnahmslos, OK, bis auf den Sturm in Camp 4, war das Wetter perfekt. Herrliche Sicht. Immer wieder dachte ich mir, dass sich der Ausflug ja eh bereits gelohnt habe. Der einzige Grund zum Gipfel zu gehen, war, danach so schnell wie möglich abzusteigen. Im BC erwartete uns Mustang Kaffee (lokaler, aufgewärmter Alkohol mit Spuren von Instant Kaffee, geröstetem Reis und Nakbutter). Das Einzige Nicht-vegane dass ich freiwillig seit 1997 zu mir genommen habe, abgesehen von den beiden Ameisen in Brasilien. Schmeckt komischerweise überhaupt nicht nach Butter.

Wir waren ganz allein. Alle, die mit Sauerstoff aufgestiegen waren, also wirklich fast alle, manche sogar schon unterhalb von 6000 m, waren entweder bereits oben oder ohne Gipfel umgekehrt. Hinter uns war noch ein Canadier, allerdings bedeutend langsamer als wir.

Immer und immer mühsamer wurde es. Zwei kleine Rucksäcke hatten wir dabei und auch dieses Gepäck dezimierte sich zusehends. Wir mussten Ballast abwerfen! Also nur noch eine Thermoskanne mit Tee in der Jacke und ein paar Riegel.

Sogar das Essen war zu anstrengend. Im Camp 3 das Zelt aufzubauen war die Hölle gewesen. Im Schlaf umdrehen war Schwerstarbeit. Und immer noch ging es fast 800 m nach oben. Zum Glück war es nicht mehr windig. Jeder Schritt dauerte mindestens eine Minute. Es war nur noch Gehgelände, wenn auch steil. Weiter unten hatte es mehr oder weniger lange Kletterstellen gegeben wo es die ersten Tage noch zu Staus kam und die Leute teilweise von ihren Sherpas und Guides hinaufgezogen worden waren. Ich fragte mich immer wieder warum diese Leute nicht Berge ohne Klettern oder überhaupt niedrigere Berge besteigen, wenn sie die 8000 er durch ihren zusätzlichen Sauerstoff künstlich erniedrigen. Mann, Leute, es gibt so viele schöne Berge auf der Welt.

Mittlerweile war es so ruhig geworden, dass wir diese Kletterstellen haben problemlos passieren können. Aber hier nun, ohne Klettern und ohne Gepäck, war alles wesentlich beschwerlicher. Am Lenin hatte ich bereits gemerkt, wie es ab 7000 m deutlich anstrengender wird und mit Grausen daran gedacht, dass der Manaslu nochmal 1000 m höher ist.

David war vor mir. Die Stelle, die aussah wie der Gipfel, war es natürlich nicht, haha, wie immer. Er meinte, es sei nur ein kleines Stück weiter. Ich wollte nicht mehr. Als ich dort ankam, waren wir tatsächlich fast da. Auf 3000 m wäre die folgende Strecke vielleicht eine Sache von fünf Minuten gewesen, aber da oben…. Mindestens noch eine halbe Stunde.

Eine steile Schneeflanke war zu queren. Alles versichert. Sehr einfach zu gehen. Super Weg. Aber Mann, es war das Letzte. Irgendwann nach Ewigkeiten bog David um eine Ecke und meinte zu mir, es wären nur noch 20 m.

Nein!!!! Keine 20 m mehr! Ich konnte nicht, es ging nicht. Das erste Mal in meinem Leben haben mir fast die Beine versagt. Ein kleines Stück weiter oben sah ich die Flaggen. Wahrscheinlich waren es nicht einmal 20 m, nur 10. Aber, verdammte Axt, wie sollte ich da hoch und dann wieder runter kommen? Ich wollte nur umdrehen. Natürlich ging ich hoch. Ich überlegte mir, dass viele Menschen in unserer westlichen Gesellschaft sich bereits nach Überwindung eines Stockwerkes so fühlen. Sie taten mir leid. Was für ein schreckliches Leben.


Nach Äonen des Dahinkriechens kam ich endlich an. Wow, so ist das nun. Völlige Erschöpfung. Das war es, was ich erleben wollte, was unten nie ging. Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Es war schrecklich, aber eben das, was ich unbedingt erfahren wollte.

Was für eine traumhafte Aussicht. Uns beiden ging es gut, abgesehen von der Tatsache der absoluten Kraftlosigkeit. Keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit. Die verlangsamten Denkprozesse hatten uns schon zuvor zu schaffen gemacht, Kraft, uns darüber zu ärgern hatte jedoch keiner von uns. Irgendwie war es ja auch lustig. 87 – 13 = 64….





Lange konnten wir nicht bleiben. Es war bereits 17:00. Der Canadier war lange außer Sichtweite.

Über weite Strecken konnten wir uns abseilen, was alles etwas schneller und einfacher machte. Trotzdem war es Sau anstrengend. Erst in der Dunkelheit erreichten wir das immer stürmische Camp 4. Diesmal war das Zelt unbewohnt und der Schlafsack noch drin. Für mich war es wesentlich angenehmer und sogar ziemlich warm. Für David leider nicht. Man muss nicht erwähnen, dass das nächtliche Pinkeln im Schneesturm auf 7400 m etwas Unerwünschtes ist. Noch schlimmer aber waren meine Träume. Eigentlich nicht wild. Ich träumte, ich müsse meine Sachen für den Abstieg packen. Nach jedem Aufwachen startete der Traum von neuem. Es war zermürbend. Nach Tagesanbruch war ich zwar immer noch müde und wollte weiter schlafen, aber ich musste dort weg. Anders konnte ich diesen „und täglich grüßt das Murmeltier“ Traum nicht unterbrechen.

So begann also wieder die Schneeschmelzprozedur und dann der lange, lange Abstieg zum Camp 3, wo wir mittags in der verdammtesten Mittagshitze eintrafen.

Wieder Schneeschmelzen, ewig. Das Camp sah aus, als hätte jemand seine Mülltonne darüber ausgekippt. So sehr viel schienen nicht mal die Elitemenschen von Nimsdai vom Aufräumen und trag deinen Mist, den du den Berg hochgeschleppt hast auch wieder runter, zu halten. Aber nicht mal genug Kraft, mich darüber richtig aufzuregen hatte ich mehr. Es kostete fast die letzte Kraft, alles zusammenzuräumen. Bis zu Camp 2 war es nicht weit.

Hier hatten wir ein paar Dinge gelassen und schafften es sogar irgendwie, sie auf beide schon überquellenden Rucksäcke zu verteilen. Nun noch der angenehme, vielseitige Weg mit ein paar Abseilstellen zu Camp 1. Fast alle Zelte waren bereits verschwunden. Von Camp 1 zum BC war es ein endloser Hatscher, aber im aufgehenden Vollmond wunderschön, fast meditativ. Unseren Freunden im BC konnten wir leider, zwecks nicht erhaltenen (wobei unser einziger Wunsch) Satellitentelefons nicht Bescheid sagen. Nun trafen wir auch niemanden mehr, den wir hätten bitten können, sie anzurufen.

Endlich, gegen 8 Uhr abends kamen wir völlig erschöpft im Thamserku Camp an. Die letzten 50 m Anstieg gaben uns den Rest.

Alle Mühen hatten sich gelohnt. Wir wurden so herzlich begrüßt und umgehend wurde uns ein Mega Abendmahl gezaubert das unsere gebeutelten Mägen kaum mehr aufnehmen konnten. Nagut, meiner schon.

Die Nacht war super erholsam und der nächste Tag einfach zum Putzen (echt, ich hab ne warme Dusche genommen, ich Weichei, Schande über mein Haupt), Rumliegen, Lesen und ganz viel Essen reserviert.





Als Amor uns bat, unsere Namen aufzuschreiben, fragten wir uns, was die Jungs da wohl wieder aushecken und waren beinahe zu Tränen gerührt, als sie mit einer super süß bemalten, kleinen Thamserku Glückwunschtorte mit unseren Namen darauf ins Dining Zelt platzten. Es gab Bier, Mustang Kaffee und herzliche Umarmungen.

Amor, ich, Akash, Lalu, David

Dreiviertel unseres Teams hatten es also geschafft. Chikra, der Guide der Französin, war so niedergeschlagen, dass sie es gemeinsam nicht zum Gipfel geschafft hatten, dass er erneut allein lostigerte. Natürlich erfolgreich. Als wir im BC eintrafen, war er bereits über alle Berge.

Am 02.10. wurden alle Zelte abgebrochen und alle machten sich auf die Socken nach unten, nach Sameagon. Nun brauchten wir wirklich einen Guide fuer die Polizeikontrollen am Trail. Es gab eine Unumgängliche. Akash ging glücklicherweise in die gleiche Richtung und so machte sich unser lustiges Dreigespann auf den langen, langen, nassen Weg nach Macchikhola.

David und Akash, mittlerweile sehr vertraut

Es war schrecklich. Wir beide hatten null Bock ueberhaupt noch zu laufen und dann noch mit dem ganzen Gepaeck. Das Schlimmste war jedoch, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne erheblich geschrumpft war und bei dem schluepfrigen Matsch musste man tatsaechlich bei jedem Schritt aufmerksam sein. Ein paar meiner Gehirnszellen sind definitiv da oben geblieben.

Jedoch in der witzigen Gesellschaft konnte man die Strapazen beinahe vergessen.

Was auch vergessen wurde war das Ende des Monsuns. Es schiffte Bindfaeden. Wir waren klitschnass. Nur am letzten Tag, der Tag, den wir in den Tatopani Hotsprings entspannen wollten, war sonnig. Typisch.



Als wir letztendlich Macchikhola erreichten, waren wir die gluecklichsten Menschen der Welt.

Die 12 stuendige Busfahrt am naechsten Tag zeigte uns mal wieder, dass das Leiden nie ein Ende hat, aber auch diese wurde mehr oder weniger unbeschadet ueberstanden.

Danke an das Thamserku Team und danke fuer das allerbeste vegane Essen im LovingHeart in Kathamandu, wo ich gerade diese Zeilen schrieb!i

i



06.09. Aufbruch

07.09. Darapani bis Tilche

08.09. Tilche nach Chauli Kharka

09.09. Chauli Kharka nach Bimtang (Regen)

10.09. Rucksäcke nach Highcamp

11.09. Ponkar Lake, Highcamp, Pass (5120 m) nach Darmasala (4400 m)

12.09. Pause in Darmasala, bis auf 5220 m hoch

13.09. Darmasala nach Sameagon (3500 m)

14.09. Sameagon nach BC (4880 m)

15.09. BC nach Sameagon

16.09. Sameagon nach BC

17.09. BC nach Crampon Point (5200 m), Segnung durch Lama

18.09. BC nach Camp 1a (5600 m)

19.09. Camp 1a nach Camp 2 (6300 m), Depot, zurück nach BC

20.09. Ruhetag

21.09. BC nach Camp 1b (5750)

22.09. Camp 1b nach Camp 2 (6300 m)

23.09. Camp 2 nach Camp 3 (6700 m) für Depot, insgesamt auf 6800 m, dann                     Übernachtung in Camp 2

24.09. Camp 2 nach BC, da sehr schlechte Nacht, im BC erst abends angekommen

25.09. Rest Day

26.09. BC nach Camp 2 (6300 m)

27.09. Camp 2 nach Camp 3, dort bis 18 Uhr, dann Start Richtung Gipfel

28.09. 2 Uhr morgens in Camp 4 auf 7400 m, dort ins Zelt von Japaner gekuschelt,             8 Uhr morgens los, 17 Uhr am Gipfel, abends gegen 20 Uhr wieder in Camp             4, Zelt diesmal leer

29.09. Abstieg ins Camp 3, dort Pause, Sachen von Camp 3 und 2 eingesammelt,                 abends gegen 20 Uhr im BC

30.09. Rest Day im BC

01.10. Abstieg nach Sameagon

02.10. nach Lunga chhyuda (2250 m)

03.10. nach Pewa (1750 m)

04.10. nach Jagat Bagar (1300 m)

05.10. nach Macchi Khola (850 m) mit Zwischenstopp in Tarapani Hotsprings

06.10. ewige Busfahrt nach Kathmandu


Eingestellt von Katrin

6 Kommentare:

  1. Hm, ich glaube, ich habe kein Bock auf 8000er. Wäre mir zu dissonant, kulturell- ökologisch. Zumindest nach Deinem Bericht endgültig nicht mehr. Danke fürs Mitnehmen. LG Stephan

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  2. Ziemlich interessanter Bericht, und erschreckende Ökobilanz. Dass Dich der Manaslu an Deine Grenze gebracht hat hätte ich nicht gedacht. Jetzt reicht es mit den >8000. Es gibt auch hier schöne Berge, Alpen, Harz, Făgăraş, ...

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  3. Wir freuen uns auf Deine Berichte zu Hause.

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  4. Wieder eine Deiner erstaunliche n Leistungen, liebe Katrin!
    Tolle Bilder und und eine wunderbare realistisch-humorvolle Schilderung Deiner Erlebnisse. Wir sehen uns morgen. Erhard

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  5. Markus aus Innsbruck29. Oktober 2023 um 12:49

    Liebe Katrin,
    musste heute an unsere Begegnung in C3 am Pik Lenin denken und habe dann deinen Blog aufgemacht, um endlich deine Erlebnisse in Nepal zu lesen und die schönen Fotos anzusehen. Nachdem ich Nepal in großen Abständen mehrfach besuchte und die Annapurna-Manaslu-Gegend vor vielen Jahren einmal beruflich bereisen durfte, interessieren mich speziell die Veränderungen in dem schönen Land (die guten wie leider auch schlechten).
    Deine Beschreibungen des "All-Inklusive-Bergtourismus" und der vielen bürokratischen Hürden werden mich höchstwahrscheinlich (neben der dazu erforderlichen Zeit und den inzwischen saftigen Permitgebühren :-)) davon abhalten, so einen Berg selbst zu probieren. Umso mehr freue ich mich darüber, wenn es Menschen heute noch gelingt, den Berg mit derart minimalem Aufwand und damit "ehrlich" zu besteigen - selbstverständlich auch ohne Flaschen-O2.
    Daher ganz großes Kompliment und schön, dass du es gesund rauf und runter geschafft hast.
    Vielleicht meldest du dich mal, wenn du wieder mal in Innsbruck bist.
    Ganz liebe Grüße und viel Glück weiterhin in den Bergen, Markus

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  6. Hallo Katrin, wir gratulieren euch zu eurem grandiosen Gipfelerlebnis. Das war eine tolle Leistung. Ich hoffe du kommst immer heile wieder runter. Viele Grüße auch von Marcelo. Er feiert eure Leistung ebenfalls.
    Ganz liebe Grüße und Danke für deine Glückwünsche.
    Liebste Grüße Katrin Puruncajas mit Familie

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