Nepal - Kathmandu

 

Am 14.08.2023 bin ich puenktlich in Kathmandu angekommen. Allerdings nur ich. Mein Gepaeck nicht. Das war mir allerdings schon beinahe vorher bewusst. Dies war der zweite Flug den ich von Dushanbe nach Kathmandu gebucht hatte. Den ersten hatte ich leider, als ich ihn im Juni gebucht hatte, fuer Juni gebucht, anstatt fuer August. Der Gepaecktransfer waere inkludiert gewesen. Diesmal jedoch nicht. Dass man fuer das Abholen und Neueinchecken des Gepaecks in Delhi, wo ich nur zweieinhalb Stunden Aufenthalt hatte, ein Visum braucht, fiel mir etwas zu spaet auf. So wurde ich nicht zu meinem Gepaeck durchgelassen. Bis ich im Flughafen jemanden finden konnte der mir half, dauerte etwas. Schliesslich bemuehte sich ein netter Mitarbeiter von Nepal Airlines mit denen ich den Flug von Delhi nach Kathmandu hatte. Auch hatte ich nur einen Rucksack buchen koennen. Das zweite Gepaeckstueck liess sich nicht inkludieren, auch nicht nach direkter Anfrage beider Fluggesellschaften, die beide niemals antworteten. In Dushanbe konnte ich fuer den ersten Flug das Extragepaeck bezahlen, in Delhi nicht.

Auch wenn ich mir viele Sorgen um meine beiden wertvollen Begleiter machte, kamen sie doch unversehrt in Kathmandu an. Zwar erst eineinhalb Tage spaeter, aber ich hatte eh noch Dinge zu erledigen. Die Bezahlung des Uebergepaecks fuer den zweiten Flug ging bei der ganzen Prozedur allerdings unter.

 


Das Basecamp Office des nepalesichen Partners von Amical Alpin, wo ich mein Manaslu Permit bekommen sollte, befindet sich an der Ringstrasse. Ziemlich einfach war das prozige, ueberdimensionierte Gebaeude mit den geraeumigen Bueros zu finden. Mein Permit konnte ich erst ab 04.09. abholen, was bedeutete, dass ich, um den ersten Rucksack ins Basecamp zu bringen, ein extra Permit fuer den Manaslu Circuit benoetigte und ausserdem einen Guide. Angeblich darf man diesen Wanderweg nur mit Fuehrer begehen. Uebernachtungen und Essen nicht eingeschlossen kostet das ganze Vergnuegen dann fuer zehn Tage 505 Dollar. Ich war etwas geschockt und verwirrt zugleich. Fuer eine kleine Wanderung auf perfekt ausgebauten Wegen benoetigt man einen Fuehrer, durch Kathmandu, eine Stadt, in der ich fuer jede Sekunde Ueberlebens dankbar bin, gibt es keinen Babysitter!

Allerdings muss man sagen, dass die Nepalesen ein ueberaus freundliches, zuvorkommendes Volk sind. Also wenn, dann wird man hier nur ausversehen umgebracht. Die Wahrscheinlichkeit schaetze ich jedoch nicht sehr gering ein.

Nun hatte ich etwas Zeit und wollte vorher noch ins Langtang Tal, 30 km Luftlinie und 8 Busstunden noerdlich von Kathmandu. Hierfuer hatte ich zwei 1 : 50000 AV-Karten. Das Permit hierfür bekommt man am Parkeingang für 3000 Rupis, also ca. 21 Euro. Erst hieß es, ich dürfe dort allein, ohne Guide wandern, einige Stunden später kontaktierte Anjan von Basecamp Trek mich, um mir zu sagen, ein Guide werde doch gefordert. Wie sich herausstellte stimmte das nicht. Alles ärgerte mich ein wenig, aber dazu später.

 

Kathmandu ist zum schreiend davonrennen. Zunächst empfand ich nur Abscheu und wußte auf dem Weg vom Flughafen zum Hostel nicht, wie ich die Zeit in dieser Stadt überleben sollte. Um einen herum sausen tausende Mopeds, klapprige, schwarzen Rauch ausstoßende Autos, Fahrräder, Menschen, Hunde, Hühner und wer weiß nicht was alles. Dröhnender Lärm drohte mein Hirn zu sprengen. Mit Löchern durchsetzt in die man herabstürzen und auf der anderen Seite der Erde herauszufallen droht, lenkt man die Aufmerksamkeit von den Fuessen ab, waren die schmalen, dreckigen Buergersteige. Von oben drohte die naechste Gefahr. Eine kleine Unaufmerksamkeit und man kann von den zahlreich herabbaumelnden Kabeln erdrosselt oder elektrisch erschlagen werden. 

 




Nachdem ich mich etwas eingewoehnt hatte und meine Gedanken zu dieser bizarren, trubeligen Stadt sortieren konnte, fiel mir auf, dass dies eigentlich das ist, was das Bild am meisten stoert. Ein dichtes Netz aus Kabeln, teilweise wirr zu dicken Buendeln zusammengeschnuert, versperrt die Sicht in jegliche Richtung. Erstaunlicherweise gibt es jedoch nur gelegentlich Stromausfall. Auch wenn die schmalen, hohen Haeuser wuest und eng ineinandergeschachtelt, jeden Quadratzentimeter zu 200 % ausnutzend nur wenig Raum fuer die viel frequentierten Strassen lassen, sind sie doch architektonisch bei genauerem Hinsehen gar nicht so haesslich. Oftmals finden sich reich verzierte, geschnitzte Tueren und Fensterrahmen, bunte Fronten und viele, tropisch wuchernde Pflanzen. Sogar Gaerten mit Obst, Gemuese, Mais u.v.m.

Meinen ersten Eindruck musste ich bald revidieren. Es gibt zahlreiche Oasen der Ruhe. Beinahe jedes Haus ist entweder ein Hotel, Restaurant oder Laden. Man kann hier eigentlich alles kaufen, von Erdnussbutter bis zum Expeditionsschuh und natuerlich ganz viel Kunst. Setzt man einmal einen Fuss ueber die Tuerschwelle, ist umgehend der Laerm und Stress der Strasse vergessen. Man findet stilvoll und gemuetlich eingerichtete Raeume und Hinterhoefe. So auch in dem Hostel das ich nach einer Empfehlung aufsuchte. Das Flying Yak befindet sich in einer kleinen Seitenstrasse in dem quirligen Touristenviertel Thamel. In einer sauberen, blitzblanken Lobby wird man von ueberaus zuvorkommendem, hoeflichem und hilfsbereitem Personal empfangen. Gleich nebenan ist ein ausgezeichnetes Restaurant.

Das Essen in Nepal ist der Wahnsinn. Hier muss man sich nicht erklaeren, dass man Veganer ist. Es ist einfach normal. Eigentlich koennte man immer Dal Bhat bestellen. Jeder macht es etwas anders.

Da ich noch auf mein Gepaeck zu warten hatte, hatte ich etwas Zeit, die Stadt zu erkunden. Viel umherlaufen konnte ich trotz allem nicht, auf der Strasse ist es einfach zu laut und zu gefaehrlich. Dass in diesem Verkehr die Strassen nicht mit Toten uebersaet sind und ich in der gesamten Zeit keinen einzigen Unfall sah, verwundert mich sehr und auch mein eigenes Ueberleben schien hier am seidenen Faden zu haengen. Aber er riss nicht. Bisher.

Ich ging die drei Kilometer zum Affentempel, nicht, ohne in einem veganen Restaurant, Loving Heart, Halt zu machen. 







Sogar einen Fuehrer nahm ich diesmal. Zwar verstand ich nicht so ganz alles, was er mir erzaehlte, aber es war ganz spannend. Am beeindruckendsten allerdings fand ich eine Schwarz-Weiss Fotografie von 1967. Der Affentempel von oben, ein paar Haeuser drum herum. Der Rest war Wald. Keine 60 Jahre her ist das. Mir draengte sich die Frage auf, wie es wohl in weiteren 60 Jahren aussehen wuerde. Man mag gar nicht daran denken. 








 


Eingestellt von Katrin

1 Kommentar:

  1. Menschin, Kathmandu ist eben nicht Europa ... aber doch "leider" menschlich. Das Essen klingt super. Stephan grüßt aus Rom

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