Tajikistan - spiegelnde Seen in wuesten Bergen

 Nach einer langen, komfortablen Zugfahrt kam ich am 02.08.2023, gebeutelt durch die mir das Ueberleben sichernden Klimaanlagen, verschnupft aber doch lebendig in Dushanbe an. Zunaechst nistete ich mich im Bruce Hostel ein, gemeinsam mit Malte und Maren aus Deutschland die ich in der netten Unterkunft in Samarkand kennengelernt hatte und die den gleichen Zug nach Dushanbe nahmen.

Aus dem ueberaus guten Trekkingbuch das ich zuvor erstanden hatte, suchte ich mir eine Mehrtageswanderung in den Fann Bergen aus. Jan und Christine hatten sie in sechs Etappen beschrieben. Meine Erkaeltung wurde immer schlimmer und die letzte von meinen vier Etappen modifizierte ich etwas, landete dabei allerdings auf einer im Buch nicht beschriebenen Strasse nach Sarytag und auch bei Open Street Maps war es nicht als Strasse ersichtlich. Der erste Autofahrer der in meine Richtung fuhr forderte mich auf einzusteigen. Nun, da es mir tatsaechlich nicht so gut ging und ich nur irgendwo liegen wollte und noch dazu der Weg nicht sehr schoen zum Wandern war, nahm ich das Angebot gern an.

 

Am staubigen Wegesrand kurz hinter Sarvoda hielten mich nur die saftigen Fruechte der reich behangenen Aprikosenbaeume am Leben. Nach ca. sechs Kilometern wurde ich gegen Bezahlung ein Stueck mitgenommen. Weiter oben liess es sich dann wesentlich besser gehen.
Erster Stopp Alaudin See. Viele Wanderer sind hier mit gefuehrten Touren unterwegs. Esel schleppen alles was der Wanderer braucht und noch viel mehr nach oben, aber nicht wieder aus den Bergen hinaus. So war auch dieser wunderschoene See zugemuellt bis in die letzte Ecke. Es ist zum Reihern!

Hier unten auf 2800 m ist es immernoch sehr warm.




Mutnyi See, ein kleines Stueck weiter oben.

 
Blick vom Chimtarga Pass. Hier auf 4700 m schon wesentlich angenehmer.











auf dem Weg zum Chimtarga Pass




der zweite Pass, Dvainoi Pass 4300 m



Bolshoi Allo
Bolshoi Allo
Bolshoi Allo mit Rosen
Bolschoi Allo

Dvainoi Pass


Nachtlager am Biriuzovoi See auf 3900 m

 

Biriuzovoe See



Von Sarytag aus lief ich die naechsten drei Kilometer bergab auf einer Schotterpiste zum Iskanderkul. Der optisch omnipraesente Praesident hat dort am Westufer seine Villa. Am gegenueberliegenden Ufer gibt es eine Art Ferienanlage. Der Rest der Kueste ist allerdings zu steil, um irgendwo zu zelten. Also entschied ich mich fuer die Ferienanlage. Sehr ueberfuellt war es gluecklicherweise nicht. Am fruehen Nachmittag traf ich, dank einer erneuten Mitfahrgelegenheit, bereits dort ein. Jetzt merkte ich richtig, wie schlapp ich geworden war. Den gesamten verbleibenden Tag lag ich rum und las in Alex Honnolds Buch. Sogar ohne dabei einzuschlafen. (Absoluter Lesetipp, auch fuer weniger passionierte Kletterer).

Etwas sonderbar und genauso schade fand ich, dass man nicht baden durfte. Die Schilder waren so eindeutig, dass sogar ich mich daran hielt. Der monotone Klang der Wellen erinnerte mich permanent daran, dass ich zum Entspannen hier war.

Am naechsten Morgen wurde ich nach kurzer Wanderung entlang der 34 km langen Piste nach Sarwoda mitgenommen. Es nieselte auf der Fahrt nach Dushanbe und die Temperaturen fielen auf ein das Ueberleben sichernde Niveau von ca. 40 Grad Celsius.

Da mir zuvor das Greenhouse Hostel empfohlen wurde, zog ich nun hierhin um (DIE Absteige fuer Fahrradfahrer!) und blieb den gesamten naechsten Tag. Die beiden Naechte zog ich nach stundenlanger Qual aus meinem Quartier aus, da ich es nicht verantworten konnte, meine Mitbewohner mit meinem Husten vom Schlaf abzuhalten. Im Hof waren die Temperaturen zwar angenehm, aber leider gab es eine Festbeleuchtung und ich selbst schien der Festschmaus der hier wohnenden Fliegen zu sein. Nachdem meine Stimmlippen wieder zu kraechszender Phonation faehig waren, machte ich ein paar nette Bekanntschaften. Schaut mal rein! Bike2Be, Amazing World Bike Tour und bikeandfree. Alle etwas professioneller als mein Blog, aber ich hoffe, der ein oder andere schaut sich trotzdem meine unter viel Aufwand entstandenen Bildchen an.

Julia, ich, Mark, Arev, Mathias

Jedenfalls musste ich so schnell als moeglich wieder der Stadt entfliehen. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, da ich am 14.08. nach Kathmandu fliegen will. Die meisten Destinationen im Buch sind leider ein ganzes Stueck von Dushanbe entfernt und ungewiss zu erreichen, bzw., die Rueckfahrt haette mir mehr Sorgen gemacht. Also entschied ich mich fuer die herkoemmliche Art des Aufsuchens schoener Orte: Google earth und Open Street maps. Nicht weit noerdlich von Dushanbe gibt es die Hissar Range. Auch hier vergletscherte Berge, wenn auch nicht ganz so hoch. Von der Zementfabrik im Norden der Stadt kann man shared Taxis die M34 entlang nehmen, wenn man will bis Usbekistan, aber das wollte ich natuerlich nicht. 

Ich liess mich am Abzweig nach Kalon rausschmeissen. Mein Weg war eigentlich nur 28 km lang und insgesamt nicht viel mehr als 2000 Hm, aber die hatten es in sich. Nicht nur, weil es eigentlich keinen Weg gab, ausser am Anfang und am Ende. In so abgelegene Teile der Berge gelangte ich, dass dort oben nicht einmal Muell lag. Natuerlich aenderte sich das, als ich wieder naeher an die Zivilisation gelangte, aber oben war ich gluecklich.

Das kleine Oertchen Kalon von dem aus ich losgelaufen war, ist dort natuerlich nicht ohne Grund. Riesige Kohlegruben zieren die Landschaft.

Ich ging nicht weit an diesem Tag, da ich mich erstmal von meiner Erkaeltung erholen musste. Unter diesem grossen Boulder, direkt am Fluss, fand ich ein idyllisches Nachtlager.
Endlich wieder Schnee
3350 m

Zum Pass war es noch ein kurzes, steiles Stueck. Blick vom Purzakhtscho auf 3660 m
unten links sieht man mein naechstes Nachtlager auf 3600 m. Direkt daneben stuerzt sich ein Bach fast 1000 m senkrecht nach unten.



 




Mein letztes idyllisches Nachtlager in Tajikistan, direkt am Bach. Durch die steilen Waende links und rechts des Baches vor direkter Sonneneinstrahlung geschuetzt.













Langsam gewoehnte ich mich auch an die seltsame, wuestige Landschaft. Auf dem Weg talauswaerts nach Tschuscheri war der Weg richtig gut und es fand sich kurz vor Erreichen des Ortes eine wunderschoene Badestelle.

Ohne auch nur eine Minute zu warten fand ich sofort eine Mitfahrgelegenheit. An dem ueberdimensionierten, naechtlich ueberschwaenglich illuminierten Phallus wurde ich rausgelassen. Die Frage nach der moeglicherweise umgekehrten Proportionalitaet zu dem natuerlichen Pendent dieses Gebildes draengt sich einem foermlich auf. Ueberhaupt scheint Dushanbe alles an Prunk herauszuhauen, was sich in ganz Tajikistan zusammenglauben liess. Epileptogene Illuminationen schaenden des nachts das Auge des Wachgebliebenen. In dieser Stadt ist es nicht einfach, Alkohol zu finden. Eines Abends zog ich los, gleich um die Ecke vom Hostel gibt es einen kleinen Laden. Diese ueberbordende Funkelpracht machte mich schier wahnsinnig. Dabei koennte man sicher mit dem Geld, das dafuer herausgeschmissen wurde, Einiges Gutes anfangen. Aber welcher Diktator tut schon Gutes?

Der Riesen-Phallus und die groesste Fahnenstange der Welt sind natuerlich nicht genug, ein adaequater Eingang muss natuerlich auch her.
Ach, was sag ich, nicht einer, nein, ein, zwei, drei, viele....
 

Der Junge im Weinladen war etwas ueberfordert, lernte aber an dem Abend viel ueber Wein und Trinkgewohnheiten in Deutschland. In Tajikistan und auch in Usbekistan gibt es keinen Weisswein. Sie trinken nur rot, was ich mir normalerweise fuer kalte Winternaechte aufheben wuerde. Hier waren die Temperaturen aktuell eher das Gegenteil von dem was ich als angenehm bezeichnen wuerde. Zum Glueck hatte ich viel nette Trinkhilfen im Hostel.


Diesen kleinen Mitbewohner habe ich heute gefunden, als ich mein Hemd aus dem Rucksack nahm, um es zu reparieren. Ich setzte eine der Katzen darauf an, die ohne Babies, aber als deie in ihrer Ruhe Gestoerte die Katze angriff, dachte ich bei mir, auch wenn sie keine Mami ist, aber getoetet im Kampf mit einer Kamelspinne wollte ich sie dennoch nicht sehen. So blieb mir nix uebrig als das Tier selbst einzufangen. Nach ausgiebiger Fotosession und Rechercheren ueber die Natur des Wesens setzte ich das unfreiwillige Haustier auf der gegenueberliegenden Strassenseite aus.

Des Weiteren nutzte ich meinen letzten Tag in Tajikistan, auf dem Basar ganz, ganz viele Nuesse und Trockenfruechte sowie Gewuerze zu kaufen. In Nepal soll man sowas angeblich nicht so einfach bekommen. Nun kann ich sicher zehn Leute fuer einen Monat damit versorgen.

Die Suche nach einem geoeffneten Fitnessstudio blieb diesmal erfolglos, nachdem ich in allen von mir besuchten Stanlaendern jeweils in einem trainiert hatte. Sonntags scheinen sie wohl in ganz Tajikistan geschlossen. Schade.
 

Eingestellt von Katrin

3 Kommentare:

  1. Was ergaben die Recherchen, ist die Kamelspinne gefährlic?

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    1. Plinius hatte wohl zu viel Wein getrunken, als er am Lagerfeuer eins von diesem putzigen Wesen schwadronierte! Natürlich ist deine Kurzzeitmitbewohnerin nicht giftig. Cheerio, P.

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  2. sensationell schöne Fotos! Hoffe du bist nun wieder gesund in Kathmandu angekommen. Liebe Grüße aus Vorarlberg Franz und Christine

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