Bolivien - Cordillera Real - Condoriri - Illimani

Am naechsten Morgen ging es in die Condoriri Berge in der Cordillera Real. Leider gibt es keinen oeffentlichen Transport. Ich hab alle moeglichen Touristenbueros abgeklappert, um eine Wandergruppe zu finden, die mich mitnehmen haette koennen, aber vergebens. So hab ich also einen privaten Transport mit Taxi fuer 350 Bolivianos (ein Euro sind acht Bolivianos), also fuer drei Stunden Taxifahrt auch ganz OK (wenn man bedenkt, dass man von Halle Innenstadt bis nach Ammendorf schon 30 Euro bezahlt), genommen. Es hat schon alleine eine Stunde gedauert, um aus La Paz herauszukommen, noch dazu, weil an dem Tag (26.05.) und dem naechsten, ein grosses Fest in der Stadt war. Der Taxifahrer hat mich dann in Rinconada Condoriri rausgelassen. Von da ist es nur, wenn man sehr langsam laeuft, eine Stunde bis zum Camp das sehr idyllisch an der
Laguna Chiar Khota gelegen ist. Von hier kann man in vier Stunden einen recht einfachen Weg zum Pico Austria (5320 m) hochlaufen, oder man nimmt einen anderen Weg, wo man etwas klettern muss, der war aber, denke ich, nicht wirklich als Weg gedacht, auch wenn es anfangs so aussah.

Oben angekommen hat man jedenfalls eine super Aussicht auf den Nevado Condoriri und die umliegenden Berge.
Auch auf den Potosí, wo ich im Dezember schon war.
Nevado Condoriri (5648 m), das ist der Spitze in der Mitte, mit Ala Norte (links) und Ala Sur (rechts). Vom See ausgesehen sollen die drei Berge wohl aussehen wie ein Condor, der Condoriri der Kopf und die beiden Fluegel.

Beim Abstieg, morgen ist Vollmond. Die Nacht war schon sehr, sehr hell.
Am naechsten Tag wollte ich dann zum Campo Maria lloco. Die Karten, die man hier kaufen kann sind einfach Mist. Ich hab zwei Karten gekauft, nach langem hin und her ueberlegen, welche die besten sind, da auf beiden nur die Haelfte drauf war. Jedenfalls sind mal wieder die Wege, die in der Karte sind, in echt, wenn ueberhaupt da, doch ziemlich anders und die Wege, die man gehen muss, um z.B. zu besagtem Camp zu kommen, nicht drin, nicht mal das Camp selber. Ich hatte zuvor in La Paz Bergfuehrer gefragt, die mir das Camp auf der Karte einzeichneten und der Taxifahrer hatte mir gezeigt, wo es angeblich ist. Ich bin also dorthin gelaufen, wo ich dachte, das Camp zu finden. Meist bin ich Tierpfaden gefolgt, oft aber auch einfach querfeldein gelaufen. Was hier bei der duerftigen Vegetation ganz gut geht.
Dabei bin ich an einem verlassen Dorf mit toten Lama Babies vorbei gekommen. Heute hab ich in La Paz auf dem Markt gesehen, dass die dort verkauft werden. Also, ich moechte sowas nicht als Kuscheltier, aber ich glaube, die haben einen andern Sinn.
Campamento Racachas
Ueberhaupt habe ich, ausser einer Lamahueterin und ihrem Sohn am Morgen den ganzen Tag ueber niemanden getroffen.
Das verlassene Campamento war schoen zwischen zwei Seen gelegen.
Dann kommt man auch immer wieder an Ruinen und alten Bergwerken vorbei. Hier wurde mal Zinn abgebaut.
Mein auf der Karte eingezeichnetes Camp Maria lloco war in einem Sattel zwischen dem Berg Maria lloco (5522 m, im Hintergrund) und dem Cerro Imilla Apacheta (5184) gelegen. Also bin ich da hoch, ueber den Imilla Apacheta und die naechsten Gipfel und weit und breit kein Camp zu sehen. Also beschloss ich, dort oben zu zelten. Das Wetter war super, kein Wind, wunderschoene Aussicht, und ich wollte nicht wieder absteigen, da der Sinn des da oben Zeltens ja meine Akklimatisierung war. Ich bin aber nicht bis zu dem Sattel gelaufen sondern hab auf einem der Gipfel da oben geschlafen.
Am naechsten Morgen ging es dann in losem Geroell wieder bergab. Ich hab ein paar Leute getroffen, die mir die Richtung zum naechsten Ort, Milluni, von wo aus ich einen Bus nehmen wollte, anzeigten. Ich bin also der Schotterpiste gefolgt, hab spaeter noch ein paar Bergfuehrer getroffen, die dort grad umherfuhren und meinten, ich muesse da ueber den Pass. Was ich auch tat, aber dann war nur ein naechster Pass und noch einer und ich wusste ja nicht wann der Bus faehrt und beschloss, statt dessen zum Potosí Basecamp zu laufen, was sicher einfacher zu finden waere, da dort wenigstens ein Weg ist. Um ueber den naechsten Pass zu kommen, haette ich eh wieder absteigen muessen und hab dann unten mehrere Guides mit insgesamt 10 Autos getroffen. Einer von ihnen der, der mir vorher schon den Weg gewiesen hatten. Netterweise haben sie mich, auf abenteuerlichen Wegen, mit bis nach La Paz genommen. Leider kam ich dadurch in der Riesen Stadt viel eher an als gewollt, aber dafuer habt ihr jetzt schon Bilder.

Heute, am 31.05., hatte ich nochmal einen Ausflug in die Berge, allerdings eine gefuehrte Tour, aber anders kommt man schlecht aus der Stadt, wenn man nur einen Tag hat. Es ging innerhalb von zwei Stunden zum noerdlich von La Paz gelegenen, hoechsten Skigebiet der Welt und dem ersten in Suedamerika. Nur, dass es seit 2003 nicht mehr als Skigebiet genutzt werden kann. Den Grund seht ihr auf den Bildern. Kein Schnee mehr. Ich denke, Donald Trump ist kein Skifahrer, sonst wuerde er vielleicht doch einiges anders sehen. Es gibt darueber einen Film, Samuel in the clouds.
Ohne Schnee etwas traurig aussehender Chacaltaya
Verlassene, runtergekommene Berghuette Und auch leider alles voller Muell. Was man zum Glueck auf den Fotos nicht sieht. Sieht so viel schoener aus. Macht einen echt traurig.
Die Skistation. Leider auch alles geschlossen. Da war mal n Restaurant und Unterkunft drin. Ich wette, die koennten eigentlich noch viel Geld mit den Touristen machen. Es haette mit Sicherheit jeder mindestens einen Kaffee dort getrunken.
Unten gibt es Silber- und Goldminen. Als wir auf dem Gipfel waren, wurde unten auch gesprengt und es hat ein paar Mal ziemlich laut geknallt.
Links im Hintergrund ist der Potosí und der am weitesten rechte Berg, am weitesten im Hintergrund, ist der Illimanni.
Das Bild ist zwar schlecht, dank des Smogs in La Paz, aber man sieht den Sajama. Das ist der weisse Punkt in der Mitte. Ein perfekter Vulkankegel. Im Dezember hatte ich mal Fotos davon von wesentlich naeher. Da es aber im Dezember viel regnet oder schneit, hatte ich vom Potosí aus keine Sicht auf den Sajama. Heute haben wir sogar den Titikakasee geseen.
Das bin mal wieder ich, damit ihr mir wirklich glaubt, dass ich noch lebe, und im Hintergrund, gleich neben meinem Kopf, der Illimani.



Danach ging s weiter in das Valle de la luna, nur ein wenig suedlich von La Paz, eigentlich noch in La Paz. Ehemaliger Meeresboden, der mich mal wieder an Utah erinnerte. (Alles, was landschaftlich irgendwie komisch ist, erinnert an Utah.)



Am 01.06., puenktlich zum Kindertag, ging es dann los zum Illimani.
Irineo, dem die Bergagentur gehoert, machte mir einen ¨Spezial Preis¨, da ich keinen Esel oder Traeger wollte und mein Essen selbst gekauft hatte und ja auch all meine Ausruestung selber hatte. Ich sollte frueh um acht an der Agentur sein. Hier traf ich Chris, einen Franzosen, der sich noch eingefunden hatte, auch mitzukommen. Als Irineo dann endlich ankam, ging es los, in einem Kleinbus, ueber sehr, sehr staubige Strassen, mehr als drei Stunden bis nach Pinaya (3900 m). Hier trafen wir zwei deutsche Paerchen, die leider beide nicht hochgekommen waren. Chris war mit seinem Freund, der, kurz nach Aufbruch vom Highcamp gestuerzt war und nicht weiter konnte. Also mussten beide absteigen. Ich meinte, er koenne doch mit uns mitkommen. Chris hatte Glueck und es funktionierte auch. Mittlerweile hatte ich mich mit den anderen unterhalten und herausgefunden, dass mein Preis doch nicht so speziell war. Mit allem inklusive, Motoreseltransport, Transport bis zum Highcamp und Essen, hatten alle sogar weniger bezahlt als ich, naemlich 2500 statt 2800 Bolivianos (ist ja immer noch sehr guenstig, verglichen mit fast allen anderen Laendern). Irineo, der Guide und Geschaeftsfuehrer von ¨Mountain Illimani¨ wollte eigentlich nicht mit aufsteigen. Dank des am Berg vorhanden Handyempfangs, konnte er dem fuer uns vorgesehenen Guide Juan im Highcamp Bescheid geben. So blieb Juan oben und Irineo stieg mit uns auf. Erstmal bis zum Basecamp. 
Von Pinaya sind es nur zwei Stunden einfache Wanderung bis zu diesem idyllisch an einem Bach gelegenen Basecamp (4350m). Hier schlugen wir dann unsere Zelte auf. Es war noch frueh am Tag. Ich bin erstmal in den Bach gesprungen, da die Wanderung mit dem Rucksack trotzdem schweisstreibend war. Die anderen hatten ihren Motoreseltransport, den ich aber nicht wollte. Ohne Wind war es auch noch recht warm. 
Torfklo, Suedgipfel im Hintergrund (das Weisse)
Nordgipfel
Wir sind nach dem Sonnenuntergang alle recht zeitig ins Zelt gekrochen, obwohl wir am naechsten Tag erst um acht aufstehen wollten. Irineo hat dann erst das erste Mal um neun aus dem Zelt gelugt, als die Sonne sich ueber den Berg gearbeitet hatte, da es vorher doch recht frisch war. Der Traeger kam dann so um zehn und als alles gepackt war, machten wir uns auf die 5 stuendige, sehr schoene Wanderung.

 Vorbei an vielen gefrorenen Wasserfaellen.




Ueber dem Gipfel wanden sich schon in wunderbaren Formen kleine Wolken. Wenn auch sehr schoen, so doch kein gutes Zeichen. Der Weg ist erst recht einfach, geht dann ueber eine Moraene, danach im Zickzack ein Stueck nach oben und wird dann zu einem interessanten Weg, den man teilweise etwas Klettern muss,
 bis man an ein Schneefeld kommt, dort sind ein paar Kreuze fuer verunglueckte Bergsteiger aufgestellt. Hier ist das Highcamp, Nido de Cóndores (5500m). Ich hab einen schoenen, ebenen Platz im Schnee gefunden. Es war windstill, die Sonne schien, aber schon war der Suedgipfel, unser Ziel, in Wolken verhuellt. Und das, nachdem all die Zeit, die ich jetzt in La Paz war, ca. eine Woche, nie ein Fetzchen einer Wolke am Berg zu sehen war.
Naja, das Wetter aendert sich ja schnell. Irineo meinte, morgens sei es immer gut.


Wasserstelle des Highcamp

Um Mitternacht sind wir dann aufgestanden und befanden uns in einer Wolke. Keiner von uns gab die Hoffnung auf, dass es noch gut werden wuerde. Irineo ging mit Chris voran. Juan, mein Guide, der franzoesische Chris und ich folgten etwas spaeter. Es ging schon recht steil los, erstmal mit etwas ueber Fels und Schnee klettern. Fast die gesamte Wanderung ist steil, teilweise geht es aber auch etwas flacher. 400 Hoehenmeter vor dem Gipfel kommt man dann an eine 75% steile Wand, die sich ewig hinzieht und da unser Guide sehr auf Sicherheit bedacht war und immer vorstieg, dauerte es ewig. Inzwischen kamen uns die anderen beiden schon wieder entgegen, ungesichert geht es halt schneller, dafuer waren sie in finsterster Nacht am Gipfel. Es wird dann nochmal kurz flacher, bevor man erneut an eine solche Wand kommt. Die Kletterei war dann aber etwas kuerzer. Der Gipfelgrad ist recht flach, zieht sich aber. Ich hatte meine Thermoskanne mit gesuesstem Cocatee. Normalerweise reicht ein Liter Tee und da der Aufstieg nur 6 h dauern sollte, hab ich immer lieb geteilt. Bis oben hatten wir aber nur drei Pausen. 
7:50 waren wir dann auf dem Gipfel (6439 m). Chris ging s schon nicht mehr ganz so gut und wir waren echt langsam. Aber immer noch in der Zeit. Es war mittlerweile schon hell. Den Sonnenaufgang haben wir nicht verpasst, da es keinen gab. Totales Whiteout. Beim Abstieg ging es Chris dann echt schlecht und das Whiteout fuehrte dazu, dass es ihm vollkommen schwindelig wurde und er sich auch zwischendurch, waehrend wir auf Juan, 

der im Nachstieg die Steilstelle runterkam, warteten, meinen Cocatee nochmal durch den Kopf gehen lassen musste. Juan und ich waren echt besorgt, wie wir ihn hinunterbekommen sollten. Wir waren verdammt langsam. Das Whiteout machte es auch nicht besser. Das Einzige Gute, wir mussten nicht staendig anhalten, um Fotos zu machen. 
Um halb eins oder so kamen wir dann endlich im Highcamp an. Ich hatte inzwischen schon wahnsinnigen Durst. Aber jetzt gab s wieder Wasser. Mein Zelt war vollkommen eingeschneit. Wir mussten noch alles packen und dann ging s weiter, immer noch mit Steigeisen, da alles total eingeschneit war, bis zum Basecamp. Den steilen Fels runter war echt anstrengend und etwas tricky. Zum Glueck ging es jetzt Chris schon besser und er konnte wieder normal laufen. Ansonsten waer es echt sch  limm geworden.

Basecamp beim Abstieg.
Wir kamen im Ort erst um sieben abends an. Es wurde schon dunkel. Unser Auto war nicht mehr da. Juan rief Irineo an. Wie der deutsche Chris mir spaeter erzaehlte, hatte Irineo keine Lust auf uns zu warten, obwohl ich ihm gesagt hatte, ich muesse unbedingt noch an dem Abend nach La Paz zurueck. Dank unseres Guiedes kam Irineo dann wieder zurueck und holte uns doch noch ab. Juan hat sich echt n gutes Trinkgeld verdient. Er ist n super Guide. Ich war froh, dass wir nicht mit Irineo laufen mussten, der mir von Anfang an unsympathisch war. Es dauerte dann mindestens vier Stunden, um nach La Paz zu kommen. Die Strassen waren jetzt nicht mehr staubig sondern matschig und die kleine Kiste hatte echt Probleme, da rueber zu kommen. Einmal, gegen halb zwoelf oder so, mussten wir alle aussteigen und ein Stueck laufen, damit der Fahrer ueber den Matsch prettern konnte.
Nachdem die beiden Chris in ihrem Hostel abgeliefert wurden, wurde mir dann nahe gelegt, ich solle noch 200 Bolivianos extra zahlen, da wir so lange gebraucht hatten und der Fahrer daher so lange warten musste. Da unsere beiden Guides aber zwischendurch telefoniert hatten, wusste Irineo schon sehr bald, naemlich, als wir im Highcamp waren, dass wir sehr viel spaeter ankommen wuerden. Wenigstens wurde ich bis zum Hostel gefahren, es war inzwischen schon fast um eins. 
Alles in Allem, sehr anstrengend, super Erfahrung und super Guide (Juan).

Eingestellt von Katrin

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