Peru - Cordillera Blanca

Am 11.06.2018 bin ich in Huaraz, Peru, angekommen, nach acht Stunden Fahrt von Lima. In Lima hatte ich ca. sechs Stunden Aufenthalt. Keine sehr schoene Stadt, aber ich konnte ja die Zeit im Internetcafe totschlagen.
In Huaraz, das ist noerdlich von Lima, bin ich morgens um sechs angekommen. Es wurde gerade hell. Das Hostel, in dem ich im Dezember, zu Weihnachten war, hab ich auch auf Anhieb wiedergefunden. Dann hab ich mich umgehend daran gemacht, einen Guide zu finden, ich wollte ja auf den Huarazcaran und damals wurde mir gesagt, Juni sei die beste Zeit.
Leider stellte sich heraus, dass dem doch nicht so war. Es sei immer noch zu viel Schnee auf dem Berg und die Guides machten sich erst in einigen Tagen daran, den Weg zu bereiten.
Ich fand ein Bergfuehrerbuero mit einem etwas betagteren Guide, der einen recht zuverlaessigen Eindruck machte. Er meinte, der einzige 6000er, den ich jetzt mit Sicherheit besteigen koennte, sei der Tocllaraju mit 6032 m. Der ist allerdings etwas technisch und daher recht teuer, 180 Dollar pro Tag fuer vier Tage. Da der Berg aber sehr, sehr schoen aussieht, und ich allein bin, hab ich mich dann doch fuer den Guide entschieden und danach noch, da ich insgesamt eine ganze Woche in Huaraz habe, den Pisco. Da der nicht so technisch ist, kostet er 110 Dollar pro Tag. Sehr viel Geld, aber ich dachte, es lohnt sich.
Ich hab dann mein Essen eingekauft und mich am naechsten Morgen mit dem Guide getroffen (nicht der aus dem Buero, er hatten einen Guide fuer mich, Hernando, 43 Jahre, wirkt aber wesentlich aelter und sieht auch nicht so ganz in Form aus). So ganz sypathisch war er mir leider nicht.
In unserer Kalkulation von 1100 Dollar fuer eine Woche war der Transport mit inkludiert. Sehr ueberraschte es mich dann aber doch nicht, als der Taxifahrer nach unserer Ankunft am Eselsplatz 80 Soles von mir haben wollte (das sind 20 Euro). Was mich dann aber chockte, war, dass, als wir nach etwas mehr als drei Stunden am Basecamp ankamen, Hernando mich fragte, ob ich denn genuegend Essen fuer uns beide dabei haette. Hatte ich natuerlich nicht, ich hab mein Essen gekauft, da ich nicht will, dass der Guide fuer mich kocht, wie es normalerweise der Fall ist. Da aber die Guides keine Kuenstler im veganen Kochen sind, nehme ich immer mein eigenes Essen mit. Dass dieser Guide aber gar nichts mit hatte, hat mich beinahe dazu veranlasst, ihn wieder nach Hause zu schicken. Wie sich spaeter herausstellte, haette ich das auch machen sollen. Ausserdem hatte er natuerlich auch noch einen Esel noetig, da er fuer den technischen Anstieg mehr Ausruestung brauchte als fuer einen einfachen Berg. Ich hab mein Zeugs wie immer selbst getragen. Hernando haette allerdings auch irgendwas in seinen Rucksack packen koennen. Er war so leicht, dass er ihn nur auf einer Schulter trug. Aber naja, den Esel musste ich ja bezahlen.
Basecamp des Ishinca, Tocllaraju und Urus auf 4375 m
Hier hatte ich eine Gruppe Jungs getroffen, aus Deutschland, Frankreich und Israel. Die wollten auch auf den Tocllaraju und haetten mich auch mitgenommen. Da ich aber so viel Geld bezahlt hab, und nicht annahm, dass ich mein Geld wieder bekommen wuerde wenn ich ihn zurueckschickte, wollte ich also mit meinem Guide gehen. Der Weg zum Highcamp war nur drei Stunden, das hiess ausschlafen am naechsten Tag und am Vormittag aufsteigen.
Morgens kam Hernando an mein Zelt und berichtete, er haette mit einer Gruppe Amerikaner gesprochen, die kurz vor dem Gipfel umkehren mussten, da zu viel Schnee lag und meinte, wir muessten unseren Plan aendern und koennten nicht auf den Berg. Ich habe spaeter gehoert, dass seit einer Woche keiner mehr den Gipfel erreicht hat und frage mich, wie die Konditionen am Berg nicht bis zu dem Guide, der mir noch am Vortag versprochen hat (was man bei Bergbesteigungen ja eh nicht kann) den Gipfel zu erreichen, vordringen konnten.
Er meinte also, anstatt des Tocllaraju den Ishinca und Urus zu besteigen, die beide so einfach sind, dass ich auch locker alleine dort haette hochspazieren koennen. Da wir aber nun einmal hier waren, wollte ich ja schon auf die Berge.
Ich bin dann an dem Tag noch zu einer etwas hoeher liegenden Lagune und dann zum Highcamp des Ishinka, auf 4800 m. Mich ueberholten ein paar Jungs und fragten, ob ich einen mit gebrochenen Beinen gesehen haette. Hatte ich nicht, er war noch wesentlich hoeher, auf 5000 m oder so. Mir wurde erzaehlt, er hatte an beiden Beinen offene Frakturen mit viel Blut.
Ich gab den Jungs Schmerzmittel mit und hab sie dann am Highcamp erwartet. Sie waren erstaunlich schnell, hatten eine Trage mit. Gegen um acht oder um neun, jedenfalls war es schon stockfinster und der Weg war recht schmal und steil, kamen sie dann im Camp an. Es war zugeschlossen und wir mussten es mit meinem Eispickel aufbrechen. Es waere unmoeglich gewesen, ihn den nach unten zu noch steileren Weg herunterzutragen, im Dunkeln. Wie sich herausstellte, war die Verletzung nicht halb so schlimm, aber gebrochen war das eine Bein trotzdem. Sie hatten es aber schon super geschient also blieb mir nix, ausser den inzwischen ziemlich mueden und ausgelaugten Jungs Abendessen zu kochen. Vier von den insgesamt sechs stiegen dann wieder zum Basecamp ab, der Verletzte und sein Freund blieben in der Huette. Gegen ein Uhr morgens weckte mich dann die Bergpolizei, die kam, um ihn abzuholen. Da die Verletzung nicht ganz so schlimm war, blieben sie aber bis zum naechsten Morgen und trugen ihn bei Tageslicht nach unten. Sie hatten mich noch gefragt, ob ich mit absteigen wolle, aber der Plan war ja, dass mein Guide mich um vier abholt, um auf den Ishinca zu steigen.
Und tatsaechlich war er auch unerwarteterweise puenktlich. Er kam abends nicht mit hoch, da er seine Ausruestung nicht den Berg hochtragen wollte. Auch gut fuer mich, denn auf seine Gesellschaft konnte ich gut verzichten.
In dreieinhalb Stunden waren wir dann auf dem Gipfel.
Kurz vor dem Gipfel des Ishinca
oben auf 5530m, Sicht auf den Tocllaraju, das urspruengliche Ziel

Also, die Aussicht war schon zauberhaft, aber die 180 Dollar pro Tag haette ich mir fuer die einfache Wanderung echt sparen koennen.


auf dem Abstieg
zwischen den beiden Lagunen ist das Highcamp
Abstieg vom Highcamp. An der idyllischenWiese blieb ich eine Weile liegen zum Lesen. Ich hatte ja den ganzen Tag Zeit fuer die zwei Stunden Abstieg zum Basecamp.
Dort kam ich dann am fruehen Nachmittag an und hatte auch nix weiter zu tun, nur Essen, Lesen und Schlafen.
Am naechsten Morgen sollte es zum Urus gehen. Diesmal Start vom Basecamp, da es kein Highcamp fuer diesen Berg gibt. Aber der Aufstieg dauert auch so und so nicht allzu lang. Wir sind um halb drei los. Drei Stunden direkt die Moraene hoch, ohne viel Zickzack, was ich sehr schoen fand, so gewinnt man recht schnell an Hoehe. Dann ging es in den Gletscher und es folgte eine kaum zweistuendige, wieder sehr einfache, Wanderung im Eis.
auf dem Gipfel des Urus bei 5420 m


links das Spitze ist der Ishinca. An der Lagune, die ziemlich zentral im Bild ist, ist das Ishinca Highcamp, wo ich die Nacht zuvor geschlafen hatte. Rechts im Bild der 6162 m hohe Ranrapalca


auf dem Abstieg.
Am gleichen Tag ging es dann wieder zurueck nach Huaraz. Am naechsten Tag wollten wir ja zum Pisco. Ich hatte schon echt keine Lust mehr auf den ueberteuerten Guide. Was mich dann echt noch wuetend machte, ich war am Eselsplatz weit vor dem Guide angekommen, der sich noch die letzten Kilometer mit dem Taxi hat mitnehmen lassen. Dass ich den Esel extra bezahlen musste, wusste ich ja, Pocho, der Typ aus dem Guidebuero, hatte mir gesagt, es wuerde 40 Soles kosten. Da der Taxifahrer schon, unerwarteterweise Geld haben wollte, hatte ich nur noch 100 Soles dabei. Der Eseltreiber wollte nun aber 120. Er war auch der Einzige, der fuer das Geld wirklich genug gearbeitet hatte und ich hatte nicht mehr ausreichend dabei. Ich war echt geladen, und das geht bei mir wirklich nicht schnell.
Waehrend der Taxifahrt hab ich dann hin und her ueberlegt, wie ich weiter verfahre. 180 Dollar pro Tag fuer zwei einfache Wanderungen und der Guide blieb auch noch einen Tag vollkommen bewegungslos, waren echt zuuuu viel und fuer den Pisco wollte ich versuchen, mein Geld zurueckzubekommen. Zum Glueck war das, nachdem ich Pocho ausreichend Vorhaltungen gemacht habe, auch ohne Weiteres moeglich, aber das Geld fuer den Tocllaraju war natuerlich dahin. Ich liess mir noch den Bus fuer die Anfahrt zum Pisco buchen und ging dann, etwas erleichtert, zum Markt zum Essen kaufen. Man kann dort alle moegliche Sorten schon gekochtes Gemuese und auch super leckere Sossen kaufen. Damit bin ich dann zum Hostel Big Mountain und hab mich erstmal erholt. Der Bus sollte mich am naechsten Morgen um fuenf abholen und ich wollte mich noch mit den Jungs treffen, die den Verletzten vom Berg geschleppt haben. Die Geschichte war uebrigens so, dass die beiden zu zweit unterwegs waren. Er hatte sich an einem Fels festgehalten der dann abbrach und ihn auf das Bein. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Sein Freund ist dann zum Basecamp runtergerannt, um Hilfe zu holen. Im Refugio waren die Jungs, die sich vorher nicht kannten, aus Oesterreich, Deutschland und England, die spontan halfen. Professionelle Hilfe war aber nicht am Start. Jedenfalls, auf der einen Seite erschreckend, dass dort kein Rettungssystem besteht, auf der anderen Seite sehr beuruhigend, dass die Bergsteiger aus verschiedenen Teilen der Welt, so super hilfsbereit sind, und spontan mit Trage und allem aufsteigen, um einem Unbekannten zu helfen, und dass, obwohl sie selber noch am naechsten Tag auf den Berg wollten (und das auch gemacht haben).
Am 15.06. war ich also zurueck in Huaraz und am 16. gings Frueh morgens weiter, mit dem Bus, der die Leute zur Laguna 69 bringt, bis recht nahe ans Basecamp des Pisco. Im Bus hab ich eine tolle Gruppe getroffen, die auch zum Pisco wollten. Estelle aus Frankreich und ihr Freund Phillippe aus Columbien, die schon ein Jahr zusammen reisen, und Guido aus Italien, der vor wenigen Tagen zu den beiden gestossen war und die zu dritt auch den Ishinca und den Urus bestiegen hatten. Sie waren so ziemlich zur gleichen Zeit am Ishinca Basecamp wie ich. Nach einem kurzen Plausch hatten wir schon beschlossen, zusammen auf den Berg zu gehen.
Zum Basecamp waren es zwei Stunden bergauf, von 3800 auf 4680 m zum Refugio Peru.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann weiter zum Highcamp. Die meisten steigen vom Basecamp auf, aber wir hatten gehoert, dass die Wanderung durch die danach folgende Moraene, das Schwierigste am Aufstieg ist und ich bevorzuge eh, weiter oben zu schlafen.
Tatsaechlich war die Moraenenwanderung nicht so einfach und als ich vor diesem Abgrund ankam, dachte ich erst, ich waer falsch, bis ich die Kette zum Runterhangeln sah. Naja, es war schon kruselig, aber halb so schlimm, wie es aussieht.
Auch die folgende Wanderung ueber grosse und kleine Steine, durch die Moraene war echt nicht so leicht, aber, sehr abwechslungsreich und interessant. Ich fand es super schoen, wollte das Ganze aber nicht unbedingt bei Nacht machen.
Kurz vor m Highcamp kommt man noch an dieser idyllischen Lagune vorbei. Direkt an dieser gibt es auch einen Zeltplatz fuer ein einzelnes Zelt. Wir sind also bis zum eigentlichen Highcamp aufgestiegen, das ist bei ca. 4900 m. Es war kein Mensch dort und es ist super schoen gelegen mir einem kleinen Baechlein und super gut windgeschuetzt zwischen zwei Moraenen.
Wir sind dann am naechsten Morgen um zwei aufgestanden, haben gemeinsam gefruehstueckt und sind um drei los. Nach vier Stunden waren wir am Gipfel. Es war eine wunderschoene, sternenklare Nacht, nur teilweise bewoelkt, etwas windelig, aber nicht immer.
Wir hatten eine fast perfekte Sicht am Gipfel, wo wir halb acht ankamen. Aber es war auch Estelles 30ster Geburtstag, also musste es ja gut werden. Ausser uns war nur eine Gruppe oben, die waren aber schon auf dem Abstieg, als wir ankamen, also waren wir zu viert ganz allein auf dem Gipfel.
auf 5752 m







Der Huarazcaran kam leider nicht ganz aus seinem Wolkenversteck heraus.
wunderschoener Gipfel des Pisco.
die wunderschoene Pyramide ist der Artesonraju, 6025 m
beim Abstieg

Im Bild rechts von der Lagune ist das Highcamp

Highcamp
Abstieg zum Refugio. Ich bin mit dem Italiener runter, der noch am gleichen Tag wieder nach Huaraz musste. Die anderen beiden haben sich noch oben ein wenig ausgeruht und sind dann nachgekommen. Ich habe bei einem Caliche (heisser Tee mit Zitrone und Pisco), auf den ich 1,5 Stunden gewartet habe, die Zeit totgeschlagen und waehrend dessen herausgefunden, dass es einen viel kuerzeren Weg von hier aus zur Laguna 69 gibt, als wieder abzusteigen und von unten hoch zu gehen.
Allerdings dauert es trotzdem ca. zwei Stunden und es ist nochmal ganz schoen viel Anstieg, aber ein schoener Weg
links im Bild Huarazcaran, in der Mitte ist, etwas im Dunkeln versteckt, das Refugio.
und es hat sich echt gelohnt. Wir kamen kurz vorm Dunkelwerden an. Ausser einem weiteren franzoesichen Paerchen war keiner da und auch die beiden sind schon morgens um sechs aufgebrochen. Wir hatten endlich mal Zeit zum Ausschlafen.

Wunderbares Planschwasser

Estelle, ich und Phillippe
Auf dem Rueckweg zum Bus
Links Huarazcaran, schon fast aus den Wolken sich hervortrauend.
an der Bushaltestelle angekommen. Ich habe auch gleich einen Platz fuer 20 Soles in einem Collectivo bekommen.

Auf der Weiterreise mit dem Bus gab es dann noch einen Platten. Die Fahrt dauert eigentlich drei Stunden, es war dann etwas laenger. Um viertel acht abends war ich dann wieder in Huaraz und hab mich vor meiner Abfahrt nach Lima noch mit Estelle und Phillippe zum Abendessen getroffen. Es gab Wein, Avocadosalat und Pommes. Echt lecker.
Um halb elf abends stieg ich dann in den Bus nach Lima und konnte super gut schlafen. Frueh um fuenf kam ich an und hab wieder mal das Hostel aufgesucht, in dem ich schon vorher war, im November und auch hier wurde ich komischerweise wiedererkannt. Das Hostel ist nicht weit vom Flughafen und, obwohl ich dort nicht uebernachte, sondern nur einen Platz brauche, um meine Sachen zu lassen, durfte ich duschen, Kueche benutzen und chillen. Echt super.

Eingestellt von Katrin

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