PCT Mammoth nach Sonora Pass, California

Am 20.07. bin ich von Mammoth losgelaufen und bis zum 26.07. zum Sonora Pass unterwegs gewesen.
Ich bin jetzt in Sonora, California. Es ist unglaublich heiss hier unten. Als ich vor der Bibliothek auf deren Oeffnung wartete, wurde mir schon etwas schwindelig und ich bin rein, in den klimatisierten Vorraum. Oben in den Bergen liegt noch etwas Schnee. Genug, um auf dem Weg zum Sonora Pass runterzurutschen. Bin dabei auch recht schnell geworden und musste ganz schoen bremsen.
Beim Trampen hab ich mal wieder jemanden getroffen, der mich nach Hause eingeladen hat. Aaron und Ryanna haben mich ordentlich gefuettert und ich konnte mich gruendlich putzen. Nicht, dass das notwendig gewesen waere, ich bin ja jeden Tag in einen Fluss oder See gehopst, aber es fuehlt sich doch gut an, mit frisch gewaschenen Haaren. Meine neuen Schuhe sind zwar nicht so schlecht, aber ich hab doch ein paar Blasen bekommen und mein linker Knoechel fing vor einigen Tagen an, weh zu  tun. Erst nur innen und ich dachte, es waer nur eine Druckstelle vom Schuh, aber nun fiel mir gestern auf, dass er auch etwas geschwollen ist, also super Zeit, eine Wanderpause einzulegen. Ich werde dann heute (27.07.2017), hoffentlich, Jamie treffen, die ich in Idaho beim Raften kennengelernt hatte und der ich, vor Beginn meiner Wanderung auf dem PCT ein paar meiner Sachen geschickt hatte. Wir wollen Klettern gehen und californischen Wein trinken. Freu mich schon voll, sie wieder zu sehen.
Die Wanderung von Mammoth hierher war super schoen. Die High Sierras sind nun aber vorbei. Ich bin durch den Sequoia, Kings Canyon und Yosemite NP gekommen. Immer wieder ging es auf und ab von einem Pass durchs Tal zum naechsten Pass. Meistens gab es etwas Schnee auf dem Weg zum Pass, von Sueden kommend, und dann auf dem Abstieg etwas mehr. Es ist aber nicht so viel Schnee mehr, allerdings genug, um hin und wieder den Weg zu verlieren. Mit Karte und Kompass trifft man ihn dann aber mit Sicherheit immer wieder irgendwo an. Der Schnee ist auch, durch immer wieder Schmelzen und neu Gefrieren, so kompakt, dass man super drauf laufen kann. Die Mikrospikes, die mir so waermstens empfohlen wurden und die ich, da man ja angeblich ohne sie im Schnee nicht ueberlegen kann, gekauft hab, haben sich als eine der sinnlosesten Anschaffungen erwiesen, die ich bisher gemacht habe. Kleinere Probleme, nicht unloesbare, machen die reissenden Stroeme. Californien hatte die letzten fuenf Jahre eine Duerre erlebt und den letzten Winter einen Schneerekord mit bis zu 30 Fuss, also 10 Meter ungefaehr, im Tal. Also auf den Bergen unglaublich viel. Der Schnee schmilzt sehr schnell und es ist einfach ueberall Wasser. Auf der einen Seite ist das natuerlich gut. Man hat immer was zu trinken und auch genug Bademoeglichkeiten, aber, wie gesagt, die Flussueberquerungen sind manchmal doch ganz schoen nerven- und zeitaufreibend. Bisher hab ich aber nichts wirklich Gefaehrliches erlebt. Grosse Teile des Weges sind auch reine Matschpartien. Die groesste Herausforderung an der Sache sind die Muecken. Dabei nicht durchzudrehen, ist beinahe unmoeglich. In einigen Taelern, hab ich mich schon schreiend davonrennen gesehen. Ich kann also trotz des Rucksacks auch ganz schoen schnell werden. Nicht nur in den Taelern, teilweise bis hinauf auf die Paesse tummeln sich die Muecken. Andere Taeler waren dagegen beinahe mueckenfrei, wenn auch genauso nass. In den bewaldeten Gegenden ist es am schlimmsten. Da kann man sich nur im Zelt verstecken. Sobald man stehen bleibt, manchmal schon im Laufen, dringen einem diese kleinen Bastarde in alle Koerperoeffnungen oberhalb des Bauchnabels, da jeder freie Quadratzentimeter der Koerperoberflaeche bereits mit deren blutsaugenden Kumpels bedeckt ist. Und ich hatte in meinem Paeckchen an Jamie damals auch meinen Moskitohut gesteckt, da ich nicht dachte, dass die hohen Berge hier so mit diesen Kreaturen ueberbevoelkert sein koennten. Ich frage mich, wovon die sich ohne die PCT Wanderer ernaehren wuerden. Manche schoenen Gegenden konnte ich wegen der Minivampire kaum geniessen und dachte schon, in Sonora auszusteigen. Gestern und Vorgestern allerdings war es wieder wundervoll. Ich konnte sogar ausserhalb meines Zeltes schlafen. Ich hatte das erste Mal nur fuer mich allein ein Feuer gemacht. Meine Socken, die ich am Lake Powell gefunden hatte, waren mittlerweile so loechrig. Ich hatte sie, bei einer Pause an einem Fluss, in meine Schuhe gesteckt, sodass sie ein wenig herauslugten, und jemand kam vorbei, bekam Mitleid und schenkte mir ein paar neue Socken. Also wollte ich die alten zeremonioes verbrennen. Einen hab ich aber doch aufgehoben. Bei den Flussdurchquerungen ziehe ich immer meine Schuhe aus, hab dann am anderen Ufer eine Pause und lasse meine Fuesse trocknen, was etwas schneller geht, wenn ich sie abtrockne, und dazu hab ich dann einen der Struempfe benutzt. Die anderen PCT Hiker laufen einfach durch das Wasser. Sie haben Trailrunner anstatt richtiger Bergschuhe. Ich bevorzuge jedoch eher feste Schuhe. Die laufen auch alle mit minikleinen Rucksaecken und all dem Ultraleichtkrempel durch die Gegend und sind immer ganz erstaunt ueber meinen Riesenrucksack. Nunja, er hat ein Leergewicht von fast 3,5 kg, was bei den meisten Wanderern schon die Grundausstattung von Rucksack, Schlafsack und Zelt beinhaltet. Deren Zelte wiegen nur ein kg, meines 2,5. Dennoch wuerde ich nicht tauschen wollen, da ich diesen Zelten, wie in den Tetons mit einem Meter Neuschnee in der Nacht, niemals trauen wuerde. Apropos Zelt. Mein Reissverschluss gibt langsam den Geist auf. Hoffentlich kann ich das hier irgendwie beheben, ansonsten fressen mich innerhalb kuerzester Zeit wirklich die Muecken auf. Leider ist auch der Reissverschluss von meiner schoenen Kindle Tasche kaputt gegangen. Ist ja zum Glueck kein essentieller Bestandteil davon. Aber irgendwie scheint nun doch die Zeit, wo alles nach und nach den Geist aufgibt. Mein Rucksack sieht, trotzdem ein Panzermodell, mittlerweile ganz schoen mitgenommen aus. Naja, d.h. aber auch, dass er in Suedamerika (ohne voreingenommen zu sein, einfach aus Erfahrung) weniger zum geklautwerden einlaedt. Hoffentlich!
Auch an meinen Keen Sandalen loesen sich schon einige Naehte. Also, vielleicht geht mein Geld wirklich bald aus. Aber oftmals finde ich einfach Dinge, die ich brauche. Ich hab z.B. letztens meinen wunderschoenen, im Bryce Canyon gefundenen Hut verloren und dann von einer der netten Biologinnen, Jackie, aus Bishop, ein Basecap geschenkt bekommen. Allerdings fiel mir heute Morgen auf, dass dies anscheinend gestern beim Trampen verschwunden ist. Hab ich wohl in dem ersten Auto, in dem ich mitgenommen wurde, liegen gelassen. Naja, ich werde schon etwas Neues bekommen. Das ist auf jeden Fall in diesen mit Sonne ueberbevorteilten Bergen ein essentieller Bestandteil meiner Ausruestung. Hab schon einige Leute mit verbrannten Nasen gesehen (sieht nicht gut aus).
Shooting Stars mit den Red Craters im Hintergrund. Kurz hinter Mammoth
 Devil's Postpile National Monument, hexagonische Basaltsaeulen die hier in der Landschaft herumstehen


In den Bergen ist es immer noch sehr fruehlinghaft und ueberall bluehen bunte Blumen.
Valerie aus Oesterreich und Hendrik, deutscher Wahloesterreicher, hab ich im Bus getroffen, als ich von Mammoth wieder zum PCT gefahren bin. Es war der letzte Bus, der diesen Tag fuhr. Ich war so lange in der Bibliothek. Ich hatte grad unter alle Bilder was drunter geschrieben, als ich auf irgend einen Knopf kam und alles wieder verschwunden ist. So musste ich von Neuem anfangen und es dauerte einfach ewig. Ich wollte aber nich noch laenger in Mammoth bleiben. Ich hab noch den letzten Bus erwischt, musste aber umsteigen. Nur dank dem netten Busfahrer, der den Busfahrer des zweiten Buses bat zu warten, bin ich noch aus der Stadt herausgekommen. Ich hab dann am Trailhead mit Valerie auf ihren Freund Hendrik gewartet der auf Grund seines Hundes nicht in den Bus durfte und trampen musste. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, da er nach zwei Stunden immer noch nicht ankam. Dann stellte sich heraus, dass er nur hundert Meter um die Ecke ebenfalls gewartet hat. Er war also mit Trampen wesentlich schneller als wir mit dem Bus. Wir haben dann zusammen gezeltet und sind einen Tag zusammen gewandert. Am Abend gab es das erste Lagerfeuer seit Langem fuer mich und wir hatten einen wunderschoenen Zeltplatz mit super Ausblick und nicht allzu vielen Muecken. Hendrik hatte in einer Baerbox an einem Campingplatz freies Futter gefunden, das irgendwer dort hinterlassen hat, und mir voll leckere Dinge daraus mitgebracht, u.a. Cliffbars und dehydriertes Gemuese. Das hat mein Abendessen fuer einige Abende ungemein aufgewertet.
Blumen am Wegesrand

A thousand islands Lake mit Mt. Ritter im Hintergrund, kurz vor Island Pass
Vom Isand Pass
Auf dem Donahue Pass, kurz spaeter. Der letzte hohe Pass vor Sonora Pass. Also erstmal kein Schnee mehr.
Eine kleine Flussueberquerung unterhalb des Donahue Pass.
Rehe im Lyell Canyon. Hier war die Mueckensituation noch recht entspannt, obwohl gruene Wiesen und ein wunderschoener Bach durch das Tal maeandrierte.
Ab Tuolumne, einem kleinen Ort am Highway 120 der aus Zeltplatz, Post und kleinem Laden besteht (alles, wegen des Schnees, noch geschlossen), ging es dann weiter im Yosemite NP.
mit Wasser ueber Wasser und endlos langen Faellen







Blick vom Benson Pass
Volunteer Peak. Hier hab ich mal kurz den Trail verloren und bin eine Weile auf der Suche gewesen. Ueberall steil abfallende Klippen, sodass ich etwas umherklettern musste. Aber, der Trail war, wo erwartet, und ging dann steil bergab ins Tal.
Um die Muecken zu ueberleben, musste ich mich in meinem Zelt verstecken. Dann gings am naechsten Morgen wieder nach oben, zum Seaver Pass


Ptarmigan mit Babies. Ein Kleines war ein bisschen langsamer und ein wenig weg von Mami und hat ganz suess gequiekt. Mami hat natuerlich gewartet.
und nur zwei Minuten spaeter hab ich Rehmami mit Baby getroffen. Das Kleine hat aehnliche Laute von sich gegeben wie das kleine Ptarmigan.
Kurz vor dem Seaver Pass gab es ein paar wunderschoene Seen.





Am Wilma Lake war die Mueckenplage echt zum Durchdrehen. Ich wollte eigentlich reinhuepfen, denn ich war an dem Tag noch nicht baden, aber hier Sachen auszuziehen, waer einem Selbstmord gleich gekommen. Ich bin dann auf einen Felsen geklettert, in der Hoffnung, dort weniger Muecken anzutreffen, aber vergebens. Ich hab mich wieder so schnell wie moeglich in mein Zelt verkrochen. Eigentlich soll man nicht im Zelt kochen, wegen der Baerchen. Aber ich hab weit weniger Bedenken von einem Baer verspeist zu werden, als von diesen Ungeheuern. Die fressen einen mit Sicherheit innerhalb von zehn Minuten auf. Dass man einen Baeren trifft, ist dagegen eher unwahrscheinlich und dass der dann auch noch Appetit auf Menschen hat, noch viel, viel unwahrscheinlicher. Also, ihr seht, ich lebe noch.



Grace Medow. Hier waren wieder weniger Muecken, auch wenn es aussieht, wie Mueckenparadies. Ich hab eine Badepause eingelegt und wurde nicht gefressen.

Dorothy Lake, kurz vorm Dorothy Lake Pass. Die zweite Badepause and dem Tag.
Auf dem Abstieg vom letzten Pass vor Sonora Pass


Letzter Abend vor Sonora Pass. Hier konnte ich sogar ohne Zelt schlafen.
Am naechsten Morgen gings erstmal ne ganze Weile bergauf.
Dafuer gab s dann ne super tolle Aussicht. Es war ein wundervoller Tag. Endlich ein paar Wolken am Himmel und etwas Wind oben auf dem Berg und...keine Muecken. Endlich! Es war himmlisch...

Ich und im Hintergrund Leavitt Lake

Die Wanderung zum Sonora Pass war eine der schoensten des ganzen Trails bisher. Es ging mehr oder weniger am Bergkamm entlang. Super Aussicht und, einmal oben angelangt, sehr einfacher Trail ohne viel bergauf und -ab




Eingestellt von Katrin

1 Kommentar:

  1. Muy bonitos paisajes, se nota que el clima esta muy agradable ahí.
    Great landscapes up there, wheater looks great too.
    As always thanks for sharing your pictures and your experiences.
    Keep enjoying Katrin. Saludos.

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