Kenya, Mt. Kenya


Nairobi ist ein Dreckloch, aber ich hab ein gutes Hostel gefunden. Wahrscheinlich der schoenste Ort in der gesamten Stadt. Da gab es sogar eine Haarbürste und das ist etwas, was man wahrscheinlich nur so sehr zu schätzen weiss, wenn man 2,5 Jahre lang ohne durch die Gegend gereist ist. Also, nicht, dass ich mich 2,5 Jahre nicht gekämmt hätte, aber ich hatte doch nur begrenzten Zugang zu solchen Luxusgütern.
In Nairobi war ich am 03.12.2018 nachts um drei angekommen. Die Gegend sah nicht sehr gepflegt aus und sofort stürzten zehn mehr oder weniger angetrunkene vermeintliche Taxifahrer auf mich ein. Nach meiner Erfahrung mit äthiopischen Männern war ich sehr vorsichtig, wollte aber von diesem Ort so schnell wie möglich weg und ging mit dem am vertrauenswürdigsten wirkenden Fahrer mit. Im Hostel angekommen erhoehte der Fahrer nochmals den ohnehin sehr hohen Preis, da er ja seinen Job so gut erledigt hatte und tatsaechlich das Ziel erreichte. Im Manyatta Backpackers wurde ich trotz der spaeten Uhrzeit sehr herzlich empfangen und legte mich dann fuer einige wenige Stunden ins Bettchen im Frauenschlafsaal. Kurz spaeter gab es ein kleines Fruehstueckchen mit Kaffee. Mit dem Grenzuebertritt von Aethiopien verringerte sich allerdings die Kaffeequalitaet gewaltig. Ungefaehr in dem Mass, wie die Strassen besser wurden, wurde der Kaffee schlechter.
Von Nairobi aus ging es noch am gleichen Tag nach Nanyuki. Ein kleiner Ort noerdlich des Mt. Kenya Nationalparks. Ich hatte zufaelligerweise den Kontakt zu einem Guide bekommen, waehrend ich eigentlich nur nach Campinggas suchte. Ähnlich schwierig wie in Addis, fand ich dann in Nairobi aber endlich einen kleinen Laden (einfach zu finden, falls mal aussen ein Schild angebracht wird, Murang´a Ecke Desai Rd., also von dem grossen Kreisverkehr, dem Globe Roundabout, Richtung NO ca. 1 km geradeaus dann auf der linken Seite), nach dem ich vorher von einem Internetcafe aus gesucht hatte, in dem es wahrscheinlich die einzige Campinggasflasche in ganz Kenya gab. Deswegen bezahlte ich dann auch nur 20$ dafür.
Die Jungs boten mir sogar an, mich zur Bushaltestelle zu bringen. In Nairobi war gerade Buschaos ausgebrochen. Die kleinen Minibusse, Matatus genannt, wurden von einem Tag auf den anderen vom Buergermeister von der Innenstadt verbannt und so konnten die normalen Bushaltestellen nicht genutzt werden und es brach eine ziemlich verrueckte Verwirrung aus. Unweit des oben genannten kleinen Outdoor Ladens waren die Strassen mit Kleinbussen zugestopft. Kleine Schilder mit den Destinationen wurden aufgestellt und erleichterten ungemein die Orientierung. Ich fand aber dann trotzdem meinen Bus der schon relativ voll war. Wir warteten dann aber noch ein bisschen, bis er so richtig voll war. Es werden 14 Passagiere in ein Auto der Groesse eines VW  Transporters gequetscht. So kuschelig, mit dem Kopf zwischen den Beinen, sassen dann alle da und nach ca. einer Stunde hatten wir bestimmt schon mindestens hundert Meter bis zur naechsten Kreuzung zurueckgelegt. Insgesamt dauerte es drei Stunden, aus Nairobi rauszukommen. Der Bus hielt dann an einer Tankstelle und alle sprangen raus, froh, kurz die knackenden Glieder strecken zu koennen. Nach weiteren drei Stunden waren wir dann auch schon in Nanyuki. Mittlerweile war es um eins. Der nette Busfahrer half mir noch bei der Hotelsuche. Es gibt recht gute, einfache Hotels fuer 7,5$. Eines ist direkt gegenueber dem Busbahnhof. Ich hatte ja eigentlich gehofft, ich wuerde in Nanyuki jemanden treffen, zusammen zu wandern, da man in den Mt. Kenya Nationalpark nicht allein rein darf. D.h. man koennte auch als zwei Normal-Personen gehen aber, wenn man keine Freunde hat, die mit einem mitkommen, ist die billigste Alternative ein Porter.
Am naechsten Morgen fand ich beim Umherlaufen ein Hotel, Peak View, bzw. Jambo House, ca. 100 m weiter, mit einem Schild, das mitteilte, dass man hier Guides buchen koenne. Ich ging dort hinein und mir wurde sofort geholfen.
Die Telefonnummer meines von Nairobi aus gebuchten Guides hatte ich schon verloren. Nun traf ich aber einen, der ihn auch kannte und er stellte gleich den Kontakt her. So wurde mir auch ein Porter organisiert und ein Taxifahrer der uns bis zum ersten Camp, dem Moses Camp, das sich auf 3400 m befindet, transportierte. Von Nanyuki aus gibt es angeblich keine oeffentlichen Verkehrsmittel zum Nationalparkeingang. Das kann allerdings nicht ganz stimmen, da mein Porter dort im Dorf lebt und der zum Schluss auch mit dem Bus zurueckfuhr. Mein Porter, James, kostete 60 Dollar fuer vier Tage, was ja OK ist und er war der erste Einheimische den ich Muell aufsammeln sah. Vielleicht inspiriert durch meine Sammelleidenschaft, aber auf jeden Fall gut, sodass er auch sein Trinkgeld verdient hatte. Der Eintritt ist 52 Dollar pro Tag plus eine einmalige Campinggebuehr von 20 Dollar. Das kann man sogar an dem hochmodernen Eingangsportal mit Karte bezahlen. Mein Guide, Kim, bekam seine wohlverdienten 500 Dollar.
Wir fuhren durch das Sirimon Gate bei 2650 m/8695 ft zum Old Moses Camp und liefen von dort aus los. Es war nun schon frueher Nachmittag. Es ging kontinuierlich auf sehr guten und einfachen Wegen leicht bergauf. Es war etwas wolkig. Schon ab dem Moses Camp ist die Flora sehr spaerlich, keine Bäume, die einen die Sicht versperren. Es stehen dort nur diese palmenaehnlichen Baeumchen mit kahlem Stamm und breiten, dicken, spitzen Blaettern die in der nebeligen Landschaft recht mystisch wirken und zahlreiche Lobelien mit einem aus dem Boden herausragenden, anzueglich aussehenden Bluetenstand. Es bluehen aber auch einige wenige Blumen. Nach dem einfachen kurzen Aufstieg geht es dann in einem Tal entlang, immer weiter, aber kaum merklich, bergauf. Das Tal ist von steilen, hohen Felsen gesaeumt und nach einer Weile kamen auch die Gipfelspitzen des lang ersehnten Zielberges in Sicht. Schwarz und mit einer leichten Zuckerschicht ueberzogen. Wunderschoen, aber langsam bekam ich Bedenken, ob ich wirklich dort hochklettern wolle. Von Weitem sieht es schon verdammt steil aus.
Gegen siebzehn Uhr kamen wir im Shipton s Camp bei 4236 m/13898 ft an. Idyllischst gelegen, vor dem Aufstieg zum Pass in einem Tal das von einem wunderschoenen klaren Bergbach durchzogen wird. In der Huette selbst waren einige Leute, auf dem Zeltplatz aber nur drei weitere Zelte. Alle Leute außer mir waren mit Guide, Traegern, Portern und Koch unterwegs. Ich kaempfte mal wieder mit meiner Gasflasche, bekam es aber nach nur ca. einer Stunde hin, sie so zu konnektieren, dass ich tatsaechlich damit kochen konnte ohne dabei mein Zelt abzufackeln.
Am naechsten Morgen starteten wir gegen 7 Uhr und kamen mittags nach einer wunderschoenen, einfachen Wanderung auf Austrian Hut bei 4790 m/15715 ft, an. Ueber der Baumgrenze folgte man einem guten Weg hinauf auf den Pass Simba Col bei 4620 m und hatte Ausblicke auf tuerkisfarbene und gruene Bergseen, die auf jeder Seite von den schroffen, schneebepuderten Vulkanfelsen überragt wurden, auf die die vorüberziehenden Wolken nur ab und zu die Sicht frei gaben. Nach Osten sah man hinab in das grüne Chogoria Tal. Der meist genutzte Wanderweg geht hier durch eine steile Felsschlucht hindurch. Wir setzten unseren Weg geradeaus fort, noch einmal bergab zu einer super Zeltstelle, die aber leider durch den dort umherliegenden Müll als solche gut zu identifizieren ist. Von hieraus wieder ein Stück bergauf bis zu einem weiteren Pass mit einer fantastischen Sicht auf Gallery und Thompsons Seen im Süden. Die Wolken umspielten immer noch die höheren, steilen Felsspitzen, sollten sich aber im Verlaufe des Tages noch verziehen. Bis zur Hütte musste man nun nur noch am Hang entlang traversieren.
Wir kamen schon mittags bei Austrian Hut auf 4790 m an. Kim guidete gerade einen anderen Klienten den Berg hoch und ich hatte noch viel Zeit zu vertreiben, bis ich ihn treffen konnte.
Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, machte ich mich auf zu Point Lenana, einem wunderschönen Aussichtshügel bei 4985 m zu dem man ganz einfach in 20 min hinwandern kann. Da es dann immer noch sehr zeitig war, ging ich später noch, über den Lewis Gletscher, zu einem anderen kleineren Gipfel, Point Thomson mit 4955 m. Die Sicht wurde allerdings schon wieder etwas schlechter.
Gegen 17 Uhr trafen dann Kim und Rudi nach einem erfolgreichen Klettertag im Camp ein. Da mir vorher einige Dinge abhanden gekommen waren, lieh mir Kim etwas Ausrüstung aus und von meinem Porter konnte ich den kleinen Rucksack mitnehmen, da meiner sich nicht so sehr gut zum Klettern eignet.
Am naechsten Morgen gingen wir erst gegen sieben los, da der Boden mit einer Eisschicht ueberzogen war und schon der Weg vom Zelt zum Klo eine Herausforderung darstellte.
Dummerweise war nicht nur die Bodenbeschaffenheit suboptimal, sondern auch der Rest des Wetters,
inklusive Sicht und meine Gesundheit. Es war nur ein kleiner Schnupfen, machte mich aber ein wenig
schwaechlich.
Wir liefen den selben Weg, den ich schon am Vortag zu Point Thomson gegangen war, aber
diesmal am Gletscher vorbei und nicht darueber, zum Fusse des Nelion.
Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit und der Wetterlage entschieden wir uns, Steigeisen, Eispickel und
das zweite Seil unten zurueckzulassen. Weiter als bis zur Nelion Spitze konnten wir den Tag nicht mehr
kommen. Da Nelion aber nur 11 m niedriger ist als Batian, konnte ich das so fuer mich hinnehmen und
war trotzdem zufrieden mit unserem Ziel. Zu Batian muesste man sich von Nelion 1,5 Seillaengen
abseilen, dann mit Gletscherausruestung traversieren und dann nochmal 2,5 Seillaengen nach oben. Das Ganze haette also ca. zwei Stunden laenger gedauert.
Es war kalt und sehr windig und anfangs standen die Chancen gar nicht so gut, wirklich bis zum Nelion Gipfel zu kommen. Die ersten zwei oder drei Seillaengen gingen wir frei, dann war der
Schwierigkeitsgrad meist 6-7 aber einmal hatte ich schon ganz schoen an der Schluesselstelle, einer 8, zu knabbern. Das Ganze versteht sich nach dem US amerikanischen Grading System. Eine deutsche sechs könnte ich niemals dort oben klettern. Die duenne Luft auf 5000 m Hoehe macht es auch nicht gerade einfacher. Und es war recht kuehl. Ja, ich fand es kuehl. Ich trug, bis zum Schluss, bis wir wieder unten waren, ein T-Shirt, mein Jaeckchen, eine Daunen- und eine Regenjacke. Das lag wahrscheinlich auch an meiner Erkaeltung.
Es ist erstaunlich wie hier oben immer noch Blümchen, vom Wind gepeitscht, sich in kleine
Felsritzen krallen.
Auch wenn die Aussicht zu wuenschen uebrig liess, war es doch eine der aufregendsten Klettereien
meiner Reise. Relativ weit oben kommt man an einer kleinen Huettenruine vorbei und auf dem
Gipfel von Nelion gibt es eine Minihuette, in der bestimmt fuenf Leute Platz haetten zu schlafen. Aber da noch Schlafsack, Kochzeug und ne Menge Wasser hochzuschleppen, waer schon ne beeindruckende Leistung. Vielleicht naechstes Mal...
Oben hatten wir dann eine laengere Pause waehrend der es gegen Norden hin auch mal fuer ein paar
Sekunden aufklarte und die Sicht auf Shiptons Camp frei wurde. Einfach zauberhaft. Noch dazu, da
außer uns beiden, ja niemand hier oben oder auch nur in der Naehe war.
Meine Angst vorm Abseilen hatte ich bis dato noch nicht ganz ueberwunden. Nach 14 Seillaengen Üben, wurde ich aber langsam ganz recht gut darin. Ein wenig Bauchkribbeln hatte ich nur noch bei der einen, freihaengenden Seillaenge, aber das war ja dann auch schnell vorbei.
Gegen 17 Uhr waren wir zurueck in Austrian Hut und packten dann nach einem Kaffee alles zusammen bevor wir zu Mackinders Camp Richtung Westen abstiegen. Das ist nicht sehr weit und nur bergab. Ich musste aber ob der wunderschoenen Aussicht doch oftmals anhalten und nach zwei Stunden trafen wir gerade noch kurz vorm Dunkelwerden im Camp ein.
Man kann die Gipfel des Mt. Kenya auch in einer Rundwanderung umlaufen. Mit den gewaehlten Wegen, im Norden rein und im Westen wieder raus, sind wir auch einen Grossteil dieser Rundwanderung gelaufen.
Mackinders Camp ist zwar auch sehr idyllisch gelegen, aber es gibt leider kaum ebene Stellen zum Zelten und ich suchte vergeblich im Dunkeln nach einer trinkbaren Wasserquelle. Der kleine Fluss, der durch das Tal mäandert, verwandelt dieses an dieser Stelle eher in einen Sumpf. Wasser bekam ich dann aber von Kim. Die Guides hatten eine urige kleine Kueche mit Doppelstockbetten.
Am naechsten Morgen ging es dann wieder raus aus dem Park. Es war nicht weit, aber mittlerweile mein Schnupfen auf dem Hoehepunkt seiner Nervigkeit angelangt und somit dann doch ein wenig anstrengend. Der Beginn des Weges war super, weiter unten ging es dann aber durch ausgepraegte Matschepampe, und da hier wieder jeder versucht, irgendwie trockenen Fusses hindurchzukommen, ist der Weg entsprechend ausgetreten und der Schlammpfad bestimmt auf hundert Meter im Durchmesser ausgedehnt.
Natuerlich wurde es auch immer waermer und waermer. Mit der Wärme kam der Dschungel. Am Ausgang angekommen, befanden wir uns dann schon wieder in tropischer Hitze. Die Eintrittskarten wurden am Tor nochmal kontrolliert. Kim nahm mich und John in seinem Auto mit ins Dorf, wo wir Peter, den Taxifahrer der Hinfahrt wieder trafen, der uns nach Nanyuki brachte.
Dort uebernachtete ich diesmal im Peak View Hotel und traf mich spaeter mit Rudi, der am Tag vor mir
auf Nelion war und in einem sehr luxurioesen Hotel ausserhalb des Ortes residierte. Er hatte naemlich
einen Privattransport zum Flughafen in Nairobi und so musste ich nicht wieder in der Sardinenbuechse
mitfahren.
Nairobi ist keine sehr attraktive Stadt und nachdem ich abermals meine Konnektion zu einem Guide in
dem Outdoorladen bekommen hatte, machte ich mich auch gleich am naechsten Tag wieder auf den
Weg. Die Maedels im Manyatta Backpackers kochen uebrigens sehr toll zu Abend. Ich traf wieder ne
Menge netter Leute im Hostel und rannte den gesamten Tag durch die Stadt, um alles fuer die Besteigung des Kilimanjaro zu organisieren.
Ich ergatterte ein Hin- und Rueckticket von Riverside Shuttle direkt von Nairobi nach Moshi und von
Arusha zurueck nach Nairobi fuer insgesamt nur 70$. Spaeter fand ich heraus, dass man direkt in deren
Office das Gleiche fuer weniger als die Haelfte bekommen kann. Das billigste Angebot war eine einfache Fahrt von Nairobi nach Arusha fuer 15$. Es gibt noch mehr Busgesellschaften die fahren. Eine ist direkt neben Riverside und hat den gleichen Service und die gleichen Preise. Ich wurde sogar am naechsten Morgen aus dem Hostel abgeholt. Super war, dass ich alle Sachen, die ich nicht brauchte, im Hostel lassen konnte.

Oberhalb von Moses Camp


Im Tal entlang auf dem Weg zu Shipton s Camp

erste Nacht im Mt. Kenya NP in Shipton s Camp
Shipton s Camp
Austrian Hut, Nelion im Hintergrund (Batian ist dahinter, also etwas noerdlicher)
Aussicht von Point Lenana

Point Lenana, 4985 m
Nelion von Point Lenana aus gesehen
Die Wasserquelle fuer Austrian Hut, Nelion im Hintergrund in den Wolken

Shipton s Camp von Nelion aus gesehen
 auf Nelion
 Schutzhuette auf Nelion bei 5188 m
Rückzug

auf dem Weg von Austrian Hut zu Mackinders Camp
 In Mackinters Camp
 Abstieg


Eingestellt von Katrin

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