Äthiopien, Simien Mountains NP, Ras Dashen

Am 21.11.2018 kam ich in Addis Ababa an. Gerade zwei Tage vorher hatte ich das erste Mal Zeit, mich mit meinen jeweiligen afrikanischen Destinationen zu beschaeftigen. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass ich fuer jedes der drei angestrebten Laender, Ethiopien, Kenya und Tansania, ein Visum brauchte und, noch schlimmer, mein Reisepass haette noch wenigstens ein halbes Jahr gueltig sein muessen, was er nicht war. Das E-Visum war (mit Bescheissen bezueglich des Datums) fuer 50$ einfach im Internet zu bekommen.
Nach einer endlosen Reise vom 19.12. in Portland ueber San Francisco und Washington DC kam ich dann am 21.11.2018 in Ethiopien an.

Abflug von Portland mit dem wunderschoenen Mt. Hood im Licht der untergehenden Sonne.
In Addis Ababa landete ich am fruehen Morgen in der bruetenden africanischen Hitze. Das Datum auf meinem Reisepass schien niemanden zu interessieren. Welch ein Glueck.
Laut Google Maps war es nur 5 km zum Hostel Mr. Martins Cozy Place. Natuerlich sagten die Taxifahrer, es waere viel zu weit zum Laufen und unter der Annahme, Taxis koennen nicht allzu teuer sein in Aetiopien und der Unfaehigkeit der Waehrungumrechnung, goennte ich mir den Luxus eines solchen, was mich dann unerwarteterweise 300 Birr/10 Dollar kostete. Und es war echt nur fuenf Kilometer. Dafuer kam ich dann noch rechtzeitig zum Fruehstueck an. Welch ein geschmackintensiver Kaffee erwartete mich da! Ein Unterschied wie Tag und Nacht zum US-amerikanischen Schlabberwasser. Wie sich herausstellen sollte, aber auch das Beste, was Aethiopien, soweit ich es kennenlernte, zu bieten hat.
Ich hatte schonmal Nachforschungen angestellt, wie ich am besten reisen wuerde. Nach einer Dusche in dem niedlichen Hostel bin ich dann in die Stadt, ca. zwei Kilometer, zum Meskel Square, wo die Busse abfahren. Der Verkehr in der Stadt ist nicht allzu schlimm, teilweise werden auch noch Esel als Transportmittel zum Markt verwendet.
Ein netter Salomon sprach mich an und ich war positiv von der Hilfsbereitschaft der Aethiopier ueberrascht, allerdings nicht lange davon begeistert. Hier sprechen nicht so viele Leute Englisch, also war ich erst froh ueber etwas Hilfe. Es gibt an jeder Strassenecke, oder auch nicht Ecke, den besten Kaffee der Welt in kleinen Tassen fuer 20 Cent. Manchmal werden kleine, gruene, sehr aromatische Blaettchen rein getan. Dann sind wir noch ueber den Markt geschlendert, d.h., haben uns durchgezwaengt und waren Essen, Pay Eine (was mit Sicherheit etwas anders geschrieben wird), ein großer, runder, schlappriger Fladen mit verschiedenem bunten und sehr würzigem Pamps drauf. Die orthodoxen Christen hier sind so orthodox, dass sie Mittwoch und Freitag nur vegan essen. Spaeter habe ich heraus gefunden, dass es dafuer die anderen Tage ausschliesslich Fleisch gibt (waere es anmassend, sowas scheinheilig zu nennen?).
Salomon wollte mich dann unbedingt zum Hostel bringen. Es sei ja gefaehrlich, auch wenn alle sagen, dass alle Aetiopier so nett waeren. Danach mußte ich das erste Mal jemanden fast gewaltsam von mir stossen, der als Entschaedigung fuer seine Muehen, unbedingt die gesamte Nacht auf mich "aufpassen" wollte. Ich greife hier etwas vorweg, um zu erklaeren, warum ich von Aethiopien so, Entschuldigung, angepisst war.
An drei aufeinanderfolgenden Tagen, in Addis, Gondar und Debark, passierte es, dass ich nette Leute traf, die mir halfen, die es dann aber anscheinend als selbstverstaendlich ansahen, fuer ihre aufopfernde Hilfe mit Sex bezahlt zu werden und ein "Nein!" einfach nicht genuegte. Jedesmal sagten sie, als haette ich danach gefragt: "It s OK, no problem, don t worry!" und wiederholten diesen Unsinn so lange, bis ich mich gezwungen sah, sie zu ihrer eigenen Sicherheit gewaltsam von mir zu entfernen. Ueberhaupt hatte ich nach zwei Tagen in Aethiopien schon Angst, ausversehen die Einwohnerzahl um einige wenige zu reduzieren. Hautpsaechlich als ich sah, wie sie ihre Tiere behandeln. Dazu aber spaeter.
Als dies also das erste Mal passierte, dachte ich noch, diese gestoerte Verhaltensweise sei Zufall. Beim zweiten Mal machte ich mir bereits Sorgen um die mentale Gesundheit der aethiopischen Maenner und entschied, einfach nicht mehr freundlich zu sein. Das half aber auch nicht. Beim dritten Mal war ich ueberzeugt, die Aethiopier sind mental einfach nicht gesund und beim vierten Mal fragte ich mich schon nicht mehr, was mit ihnen nicht stimmt und wollte einfach nur weg.
Zurueck zur Chronologie.
Am naechsten Morgen musste ich 4:30 Uhr am Busbahnhof sein. Nur 2 km vom Hostel, aber die dort Arbeitenden rieten mir dringend ab, zu laufen. Ich hab vergessen, wie teuer das Taxi war, aber es war exorbitant, ca. 15 Dollar. Die Busfahrt war kuerzer als gedacht, 12 statt 24 Stunden. Hatte ich wohl missverstanden, nicht zum ersten Mal. Am Vortag hatte ich am Meskel Square, im Walya Office (es gibt noch Salem und andere, alles kein grosser Unterschied) mit Salomons Hilfe ein Ticket fuer 420 Birr (ca. 15 Dollar) nach Gondar gekauft. Es ging durch eine agrarisch stark genutzte, aber saubere Landschaft auf einer sehr engen, stark gewundenen Schotterpiste mit ca. 140 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit (in echt, ich hab es auf dem Tacho gesehen) und regelmaessigen Pinkelpausen in denen die Maenner ihre Ruecken einfach der Strasse zukehrten und die Frauen wie die Huehner auf der Stange sich gemeinschaftlich in den Strassengraben hockten ohne sich gross um die Verdeckung ihrer Bloesse zu bemuehen. Auch gut, auf jeden Fall besser als das aethiopische Durchschnittsklo. Puenktlich um fuenf abends kamen wir in Gondar an. Ich wurde sofort von der aethiopischen Hoeflichkeit Nr. 2 empfangen. Er wollte mir unbedingt ein teures Hotel aufdraengen. Ich wollte eine Nacht in Gondar bleiben, da ich hoerte, Debark sei so klein und das Essen (ich musste ja noch fuer die Wanderung einkaufen) viel teurer, was aber Unsinn ist. Er half mir tatsaechlich, das billigste Hotel Gondars zu finden, 250 Birr, ca. 8 Dollar, die es wirklich nicht wert war und die Einheimischen mit Sicherheit nicht annaehernd diesen Preis zahlten. Mein Helfer empfand die kleine Britsche in dem vier Quadratmeter Zimmer fuer voellig ausreichend fuer zwei und erneut musste ich die gequirlte Kruetze von "No Problem, it s OK, don t worry" ueber mich ergehen lassen bis ich handgreiflich wurde.
Das Badezimmer im Hinterhof entsprach nicht ganz deutschen Hygienestandarts. Hinter einer Wellblechtuer war ein Kackloch, umgeben von Muell und bedeckt von, naja, was man da so erwartet, verborgen und von hungrigen Hunden bewacht. Nachdem ich spaeter zweimal fast aufgefressen wurde, erhielt ich dann einen Pinkelpot fuer die Nacht. Im Zimmer war s so laut, als wuerden die Tuktuks, begleitet von Musik, die nicht gerade meinem Geschmack entsprach, ueber meinen Kopf fahren.
Am naechsten Morgen wollte ich zeitig los, bin gleich nach Sonnenaufgang in die Stadt, wo noch alle kleinen Bretterbuden, die ich am Vorabend sah, als ich aber aus Geldmangel noch auf meine Erdnussbutter verzichten musste (es dauerte etwas, einen funktionierenden Geldautomaten unter den vielen Automatenleichen ausfindig zu machen) geschlossen waren. Letztendlich gab ich es auf und fand sofort einen Minibus nach Debark der an mir vorbeifuhr und hielt. Ich wurde gefragt, ob ich nach Debark wolle, das ist hier wohl das Haupttouriziel. Der Preis sei nur 45 Birr (ca. 1,5 Dollar). Ich gab 100 und dachte idiotischerweise, ich wuerde Wechselgeld bekommen. Am Ende der Fahrt hiess es, 50 fuer mich und 50 fuer meinen Freund den Rucksack, welchen ich hasse, aus meinen Haenden zu geben und dies auch unter keinen Umstaenden freiwillig tue.
In Debark nach zwei Stunden oder so angekommen, wollte ihn dann unbedingt jemand fuer mich vom Dach holen, natuerlich gegen Geld. Nee, das geht gar nicht. Schade fuer die Leute, dass sie ein verbales Nein einfach nicht verstehen wollen.
Wieder sah ich mich umringt von einer Traube von Helfern, die mir den Weg zu den Park Headquarters zeigen wollten. Ich hatte aber schon beschlossen, nicht mehr freundlich zu  Maennern zu sein. Uebrigens, Frauen sind das komplette Gegenteil, total nett und hilfsbereit, ich meine, in echt.
Ich hatte schon gehoert, dass man in den Park nicht allein duerfe, wollte das aber nicht einsehen, da der Sinn des Wanderns in Bergen fuer mich in Ruhe und Frieden allein oder mit Freunden besteht. Als ich von dem ersten Guide dort angesprochen wurde, tat ich das also kund. OK, kein Weg da rein. Noch dazu muesse man bis Ras Dashen, den Berg, den ich fuer meine Akklimatisierung besteigen wollte, eine nicht sehr lange Wanderung, trotzdem fuer acht Tage bezahlen auch wenn man es in fuenf Tagen machen koennte. Das Ganze dann auch noch mit Scout, jemand, der einen mit einer Kalaschnikow vor den ach so netten Landsleuten beschuetzen muss. OK, ich glaube, es waren 20 Dollar pro Tag fuer den Scout. An den Eintrittspreis erinnere ich mich leider nicht mehr. Rueckblickend aber die billigste Wanderung, die ich in Afrika hatte. Der Guide/Helfer Nr. 3, wollte mir wirklich helfen und wir gaben vor, ich wolle nur drei Tage bleiben. Eine Gruppe zu finden, um den Preis zu teilen, gab ich schon auf. Alle schienen bereits im Voraus gebucht zu haben. Der Helfer meinte, es waere morgens einfacher, aber diese Ansicht aenderte sich dann auch, als der Morgen tatsaechlich eintrat. Aber ich muss sagen, ich erhielt wirklich wertvolle Hilfe, z.B. ein paar wichtige Vokabeln.
Es gab private Transporte fuer 1600 $!!! Die oeffentlichen wurden natuerlich verschwiegen. Es gibt einen Bus von Debark nach Chiro Leba. Fuer Weisse 400 Birr/ca. 12 $ pro Person oder viel mehr. Gluecklicherweise luden mich zwei Iren ein, in ihrem Auto mitzufahren. Der Helfer Nr. 3 kam, nachdem wir an der Simien Park Lodge rausgelassen wurden, noch ein Stueck mit. Er wollte mich, trotz meiner mehrmaligen, deutlichen Aussage, ich wolle allein sein, eigentlich den gesamten Weg begleiten. Ich glaube, es scheiterte an der Ausruestung, die man als Guide hier wohl nicht unbedingt hat, zum Glueck.

erster Tag in den Simien Mountains
Mein Scout stoerte mich nicht allzusehr. Er redete nicht viel, da er kein Wort Englisch sprach. Die Verständigung klappte aber trotzdem sehr gut. Die Wege sind tatsaechlich nicht immer offensichtlich, um das Wenigste zu sagen. Die Leute latschen hier einfach irgendwie querfeldein, was in ausgepraegter Erosion resultiert. Wir liefen erst gegen 13 Uhr los und waren dann um 17 Uhr 14 km weiter, im ersten Camp.
Bis ich den Scharen von Kindern, die sich bei jeder kleinen Pause augenblicklich um mich versammelten, etwas  Niedliches abgewinnen konnte, vergingen ein paar Tage und es hielt nicht annähernd so lange an. Jeder möchte einen betatschen und natürlich Geld.



Sankabar (3250 m) erstes Camp
Die Scouts sind dazu da, einen zu beschützen und müssen daher auch draussen schlafen, ohne Zelt. Es ist recht frisch. Ich gab meinem Scout meine Daunenjacke.
In der ersten Nacht schlief auch ich draußen, da ich noch nicht wußte, wie feucht die Nachtluft hier in den Bergen ist.
Die Scouts betteten sich keine drei Meter entfernt und ich dachte schon, meine Privatsphäre sei durch die 20 Zelte dicht bei dicht neben mir schon genug eingeschränkt.


Am naechsten Morgen ging es zeitig los, kurz nach sechs. Da ich ein Camp ueberspringen wollte, was laut Guide nicht moeglich waere, obwohl es bis zum dritten Camp nur 30 km, meist flach mit nur einem kurzen Anstieg, sind. Im zweiten Camp, Gich, wo wir dann um zehn ankamen, gab es nur eine kurze Kaffeepause. Ich wurde vom dort anwesenden Diamir Koch zum Kaffee eingeladen und auch mein Scout bekam einen.
auf dem Weg von Gich nach Chennek, dem dritten Camp, wo wir die zweite Nacht verbrachten. Es ging über einen Pass über 4000 m
Hier stiessen wir zum ersten Mal auf eine norwegische Gruppe von 13 Personen. Sie waren ebenfalls auf dem Weg nach Chennek, waren aber an diesem Tag in Gich gestartet.
kurze Pause vor dem kleinen Anstieg. Hier trocknete ich meinen nassen Schlafsack.
schoene Bliemschn ueberall

kurz vorm hoechsten Punkt der Wanderung an diesem Tag.


Im Chennek Camp auf 3620 m angekommen. Das höchstgelegene Camp der gesamten Wanderung.
Leider werden die Parkgelder offensichtlich nicht in die Sauberhaltung der Camps gesteckt. Muell liegt ueberall herum und die Toiletten sind alles andere als sauber, ja, ziemlich eklig. Es gab mal Duschen. Irgendein Ambitionierter  hat sie dort hin gebaut und dann wurden sie verlassen oder zu Muellhalten umfunktioniert. Ueberhaupt begegnete mir diese Art der Gebaeudenutzung in Aetihiopien ziemlich haeufig.
von Chennek nach Ambiko, dem letzten Camp vor Ras Dashen
Der Weg führte über den zweithöchsten Gipfel Ethiopiens, Mt. Bwahit (4437 m)
Stetig leicht bergauf. Vom Camp bis oben dauerte es ungefaehr drei Stunden. Man kann auch eine Abkuerzung ueber den Pass gehen. Das waere allerdings fuer mich am Sinn des Bergsteigens vorbei. Oben war also keiner und wir hatten super Wetter und eine super Aussicht.
Mein Rucksack und mein Scout auf dem Gipfel


 Abstieg nach Chiro Leba. Es ging nochmal ein ganzes Stueck bergab. Unter Schaefchenwolken am blauen Himmel ueber gelbe Felder die mich an die Gemaelde von van Gogh erinnerten. Die Gedreideaehren wurden auf Haufen aufgeschuettet und Gruppen von Eseln im Kreis darueber zirkelnd traten die Koerner aus den Aehren. Ich muß zugeben, ich hab den Sinn dieser Kinderbeschäftigung von selbst nicht verstanden. Das mußte mir erst einer von den Norwegern erklären, aber dem hatte es bestimmt vorher sein Guide erzählt.
Mein Scout wohnte frueher im Park. Insgesamt wurden wohl 3000 der vielen dort lebenden Leute ausquartiert, um die Region in einen Nationalpark zu verwandeln. In meinen Augen haette man das auch lassen koennen, denn es mutet trotzdem nicht wie ein Nationalpark an. Ueberall Felder, der Weg direkt neben der Strasse und immer wieder fahren Busse und LKWs an einem vorbei. Wie auch immer. Er traf dort immer wieder Bekannte, schwatzte kurz mit ihnen, mit mir konnte er das ja nicht so gut machen. Am Mittag liessen wir uns bei Freunden von ihm auf dem Feld nieder, die uns zum Essen und, wie ich spaeter herausfand, lokalem Bier, einluden. Es war ein Gebraeu, das einfach nach etwas Gegaertem schmeckte. Aber schon nach Kurzem merkte ich, dass es wohl etwas Alkohol enthielt. Das Essen war super lecker. Hier gibt es meist Brei, den man mit den Haenden isst und mit dem man das dazugehoerige Gemuese auftunkt. Er besteht meist aus Mais, manchmal ist es eine Mischung aus Mais und Manjok.  Die fuenf Kinder, die um uns herumsprangen, sprachen alle wenige Worte Englisch, die sie von Touristen aufschnappten. Die Lernbegierigkeit war schon sehr erstaunlich und niedlich. Die Kleinen bettelten aber auch ununterbrochen nach Geld und ich gab ihnen etwas, bevor wir weiter zogen.
Nach einem langen Abstieg kamen wir dann in Chiro Leba an. Hier trafen wir die Norweger wieder. Sie hatten die Abkuerzung ueber den Pass genommen und hatten grad ihre Kaffeepause beendet. Auch mein Scout und ich tranken hier dieses koestliche Gebraeu bevor es weiter ging.
Und zwar weiter nach unten.
Bis wir den Fluss Mesesha Wenz kreuzten. Von hier an liefen wir mit den netten Norwegern zusammen. Es ging nochmal genauso weit hoch vom Fluss wie es von Chiro Leba zum Fluss nach unten ging. Ca. zwei Stunden von Chiro Leba zum Camp, insgesamt 17 km von Camp zu Camp. Wir kamen nachmittags in Ambiko an.

 Im Ambiko Camp auf 3200 m mit einer norwegischen Reisegruppe
Ambiko ist ein kleines Dorf mit einem Platz fuer die Zelte. Der Fluss, wo das Wasser geschoepft wird, ist allerdings nicht sehr sauber, d.h., weiter flussaufwaerts schon, aber nahe am Ort, wo die Fuesse der Wasserholenden und Badenden den Grund aufwirbeln, ist es sehr mineralien- (und andere Dinge) haltig. Mein Filter wurde also vor eine grosse Aufgabe gestellt.
 Auf dem Weg zum Gipfel des Ras Dashen. Wir sind früh um zwei aufgebrochen.
Ich ueberholte mit meinem Scout die Norweger und wir waren weit vorn als wir hielten und auf die Gruppe warteten, da er leider den Weg nicht so recht fand, bzw., einen falschen einschlug und wir mussten wieder ein Stueck zurueck. Es war nicht weiter schlimm. OK, wir haetten zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein koennen. So waren wir gezwungen, sehr langsam zu laufen. Aber zumindest mal hatte ich während des Schlenderns sehr nette Unterhaltung. Der Weg ging dann eine ganze Weile auf einer Strasse entlang, also, einer Piste. Ab hier konnten wir wieder voran gehen.
 
Die letzten Meter waren ein wenig nettes Gekraxel. Oben angekommen war es etwas wolkig, klarte dann aber auf. Es waren auch immer Leute zugegen die etwas verkaufen wollten.

 auf dem Gipfel des höchsten Berges von Äthiopien, Ras Dashen 4550 m

Es gab, wie leider ueberall auf der Welt, Coca Cola, aber auch nuetzliche Dinge wie Kaffee und Dashen Bier. Ich goennte mir und dem Verkaeufer einen Kaffee, d.h., der war hier natuerlich ziemlich teuer, aber ich dachte, dafuer dass er sich so abgeschleppt hat, kann ich ihm ruhig einen abkaufen. Mein Scout praeferierte leider ein ungesuenderes Getraenkt. Zum Glueck war es aber keine Coca Cola. Ich glaube, er hat meine Abneigung gegen dieses Getraenk irgendwie mitbekommen.
Mir wurde immer wieder versichert, die Äthiopier seien so nett und hilfsbereit. So ist es nicht verwunderlich, dass man nix als eine Kalaschnikow braucht, sie davon zu überzeugen, dass man seine Habseligkeiten auch weiterhin noch für sich selbst benötige.
Sogar im Camp musste ich den zurueckgebliebenen Aufpasser Scout der Norweger dafuer bezahlen, dass er auf mein Zelt aufpasst.
Als die Norweger oben ankamen, blieben wir noch ein bisschen und stiegen dann, nach insgesamt einer Stunde auf dem Gipfel, wieder ab. Ich dachte, wir koennten noch nach Chiro Leba und dann den Bus nehmen.

auf dem Rückweg vom Gipfel zum Camp
Unterwegs fand ich auch mal eine idyllische Badestelle, geschützt vor Blicken, in einem glasklaren Fluß, dem gleichen, der dann auch durch Ambiko fließt. Dass war eine super Erholung von der mir unerträglichen Hitze.

Mittags kamen wir im Camp an. Von Chiro Leba gibt es einen Bus für die Einheimischen zurück nach Debark. Dieser fährt aber nur früh morgens gegen 7 Uhr. Also entschied ich, im Camp noch eine Nacht zu bleiben und am nächsten Morgen zeitig loszulaufen. Von den Jungs wurde mir einheimisches, selbstgemachtes Bier, angeboten. Das Gleiche, das ich auch auf dem Abstieg ins Dorf schonmal hatte. Schmeckte ganz gut, wie irgendwas Gegärtes, das wusste ich schon, also liess ich mich ueberreden, nochmal was davon zu trinken. Ich wollte nicht unhoeflich sein und nahm dann doch noch einen zweiten Becher. Im Nachhinein wurden dann ca. 8 Dollar dafuer verlangt. Ich weiss nicht, ob es an dem Bier lag oder dem dreckigen Wasser im Dorf. Auf jeden Fall hatte ich dann am nächsten Tag meine erste Magenverstimmung innerhalb von fast zweieinhalb Jahren.
Ich war schon einige Stunden im Camp als nach und nach die Norweger eintrafen. Sie wurden mit Taenzen von ihren Traegern begruesst. Abends gab es dann ein Lagerfeuer mit Schultertanz.
Auch Bogale, der Helfer aus Debark, der sich nicht ueberreden liess, nicht zu kommen, er rief immer wieder auf dem Telefon des Scouts an und wollte mich unbedingt abholen, kam dann am Abend noch in Ambiko an.
Mein Gas, nach dem ich in Addis stundenlang gesucht hatte, passte leider nicht so recht mit meinem Kocher zusammen. Nach einem allabendlichen, stundenlangen Kampf, gelang es mir immer leidlich, beides zu konnektieren. Diesmal fiel alles um und ich musste nochmals von dem dreckigen Wasser schoepfen gehen. Am Ende leckte die Gasflasche und alles lief aus. Der Koch der Norweger lud mich dann zum Essen ein, was sehr nett war. Aber, dies der vierte Helfer, es haette mich nicht verwundern sollen, was dann folgte.
Ich war schon im Zelt und auch schon eingeschlafen, als er mein Zelt oeffnete und rein kommen wollte. Abgesehen davon, dass ich nur ein sehr kleines Ein-Personen-Zelt habe, war ich davon gar nicht begeistert und auch diesmal war ein einfaches Nein nicht ausreichend. Es kotzte mich einfach nur an. Zumindest bin ich ihn los geworden.
Nach einer albtraumbehafteten Nacht erwachte ich mit Übelkeit. Der Weg zurück ging erst bergab im Dunkeln bis zum Fluß. Als wir diesen überquerten, dämmerte es. Dann nochmal die gleiche Strecke bergauf und ich wurde immer schwächer und schwächer, der Tag wurde immer wärmer und wärmer. Meine beiden Begleiter zwangen mich, meinen Rucksack abzugeben. Ihn an Bogales Rücken hängen zu sehen schmerzte mich allerdings noch mehr, als ihn selbst zu tragen und leider litten auch die Träger ganz schön darunter und einer war danach fast abgerissen.
Komischerweise, der Bus sollte von Chiro Leba um sieben morgens los fahren, mussten wir durch das Dorf durch und ca. mindestens einen Kilometer bergauf laufen, um einsteigen zu koennen. Ich denke es war, weil der Bus vollbeladen nicht den Berg hochgekommen waere. Es war aber in meinem Zustand und bei der Hitze eine Tortur. Bogale managte, dass wir "nur" 400 Birr pro Person fuer den Bus zahlten.
Von Debark nahm ich mit Frederik, einem der Norweger, der seine Reise vorzeitig abbrechen musste, einen Bus nach Gondar.
In der Bushaltestelle und herum sah ich allerhand Dinge, die mich echt wuetend machten. Im Busbahnhof waren auf das Dach eines der Minibusse ca. 5 Schafe gefesselt. Im prallen Sonnenschein delierten sie dort so dahin. Bis sie an ihrem Bestimmungsort ankommen, koennen sich die Schlaechter schon 50% ihrer Arbeit sparen, da mehr dort nicht lebend ankommen.
Auch Esel und andere Tiere, die von Leuten getrieben werden, werden ohne irgendwelchen Grund mit Knueppeln geschlagen. Die Leute erwarten, dass die Tiere fuer sie arbeiten und behandeln sie wie Dreck. Ich bin echt wuetend geworden. Es gehoert eine Menge dazu, mich wuetend zu machen, aber es geht, und dann richtig. Ich hoffe, der Typ hat das noch ein paar Tage in seinem Ruecken gemerkt. Es wuerde mich freuen, wenn jeder Tourist, der solcher Schandtat Zeuge wird, diesen Leuten mitteilt, dass ihr Verhalten den Tieren gegenueber keine touristenanziehende Attraktion darstellt. Anders als durch repetetive Schlaege werden die Menschen hier das aber nicht lernen. Und auch dann. Die Leute hier haben einfach keinen Respekt vor anderen Lebewesen und das hasse ich wie Sau. Ich hoffe, es wird sich irgendwann mal bessern. Bis dahin werde ich aber nicht nach Aetiopien zurueckkommen, denn das wuerde wahrscheinlich zu einer schmerzvollen Reduktion deren Einwohnerzahl fuehren. Entschuldigung, aber diese Art von Kultur ist eine, fuer die ich kein Verstaendnis habe.
Zumindestmal machte mich das mein koerperliches Unwohlsein vergessen. Vielleicht war das auch der Grund, weil diesmal noch alle diese Tierquaeler meinen Besuch ueberlebt haben, aber, mir ging es fuer insgesamt zwei Tage echt nicht gut.
In Gondar kamen wir abends an. Frederik flog von hier nach Addis und dann weiter. Ich ging zum Bus Office, Golden Bus, um ein Ticket zurueck nach Addis zu kaufen. Dies hatte leider gerade geschlossen. Nun erfuhr ich echte Freundlichkeit. Einer, der im gleichen Gebaeude, aber in einem Telefonladen arbeitete, half mir, noch an ein Ticket zu kommen. Der Bus fuhr Frueh morgens um sechs Uhr ab. Das Tuktuk vom Hotel zum Bus war ziemlich ueberteuert, aber alles andere funktionierte sehr gut. Der Bus fuhr puenktlich. Unterwegs sah ich bei einer Pinkelpause erneut Kinder, ohne Sinn und Verstand mit Knueppeln auf kleine Ziegen einschlagend. Auch diese konnten sich, was sie nicht wissen konnten, meiner derzeitigen Schwaeche erfreuen und kamen nur mit blauen Flecken und einem zerbrochenen Schlagstock davon.
Ich verbrachte noch eine Nacht im Hostel in Addis. Das Ticket Richtung Sueden, nach Shashamane, konnte ich gleich dort kaufen, wo ich aus dem Bus ausstieg, wieder am Meskel Square, bei Salem Bus. Dieser fuhr wieder sehr zeitig ab. Diesmal lief ich aber wirklich. Der Taxipreis war einfach zu hoch und es war nur eine halbe Stunde Fussweg.
Am 30.11. gings also weiter nach Shashamane. Sehnsuchtsvoll schaute ich jedem Plumpsklo hinterher, das ich vom Fenster aus sehen konnte. Die Bauchkrämpfe wurden immer schlimmer, bis der Bus doch endlich in einen Busbahnhof einbog, wo ich in den Bus nach Hwassa umsteigen sollte. Zum Glück war genug Zeit, das mir innerhalb des letzten Tages zum Lieblingsort gewordene Örtchen aufzusuchen. Glücklicherweise ist es nur ein Loch im Boden. Mit dieser außergewöhnlichen Mischung aller erdenklichen Exremente 1000er Leute die diesen Boden bedeckte, möchte ich nicht mal in diesem Zustand in Berührung kommen. Von der Explosion blieben meine Schuhe und Sachen erfreulicherweise verschont. Nachdem ich ausreichend lange diese berauschende Atmosphäre genossen hatte, ging es zurück zum Bus. Mein Rucksack war auch noch da.
Eine Nacht verbrachte ich in Arba Minch in einem billigen aber OK Hotel direkt gegenüber der Bushaltestelle. Hier hatte ich noch lange Wartezeit am nächsten Morgen und genoß solange das Beste an Äthiopien: Kaffee.

kleine Busfahrtuebersicht:
22.11. für 450 Birr mit Walya von Addis, Meskel Square, nach Gondar
23.11. für 100 Birr (angeblich 50 pro Person und 50 für das Gepäck, das stimmt aber nicht, sie gaben mir bloß kein Wechselgeld raus. eigentlich sind es 45 Birr) mit Minibus von Gondar nach Debark
28.11. von Chiro Leba für 400 Birr pro Person (Bogale, Scout, Frederik und ich), was mindestens der vierfache Preis der Normalbevölkerung ist, nach Debark
29.11. mit Golden Bus für 450 Birr Früh morgens um halb sechs zurück nach Addis
30.11. für 180 Birr mit Selam Bus von Meskel Square nach Shashamane, im Bus der Richtung Hwassa fährt
30.11. nach Arba Minch für 70 Birr
01.12. für 50 Birr nach Konso. Dort kam ich schon mittags an. Der Bus nach Moyale fuhr aber erst am nächsten Morgen um fünf. So musste ich einen ganzen Tag dort verbringen.
02.12. für 160 Birr im Minibus von Konso nach Moyale, der Grenzstadt nach Kenya

Das Klo im Hotel in Konso erinnerte an gewisse Örtlichkeiten im Schottland der 90er Jahre, mit dem Unterschied, dass der junge Ewan McGregor in diesem hier seinem Opiumzäpfchen ohne Wiedersehensfreude nachgetaucht wäre. Auch die wachsende Anzahl an Floh- und Mückenstichen beunruhigte mich ein wenig. Nicht nur, weil es doof aussah, sondern auch, weil ich diesmal ohne Malaria Stand by losgefahren war.

 auf der Fahrt nach Konso
 Da ich den ganzen Tag Zeit hatte, ging ich von Konso in das Dorf des Konso Stammes. Angeblich darf man da nur mit Guide hin. Also musste ich mal wieder jemanden bezahlen, mit mir mitzukommen. Und der keuchte schon und verlor bestimmt 10 l Schweiss während des ca. 2 km langen Spaziergangs. Er hatte dann kaum mehr Puste, mir auch noch etwas über Ort und Leute zu erzählen, was mal noch interessanter gewesen wäre, als ihn schwitzen zu sehen.




Kaffeeröstung und
-mahlung in Konso
Der so genannte Guide half mir dann aber bei der Kaffeebeschaffung. In einem kleinen Laden kauften wir getrocknete aber ansonsten rohe Kaffeebohnen und gingen zu einem dieser kleinen Kaffeeplätze, die es in Äthiopien überall gibt. Auf dem Holzkohlefeuer, auf dem sonst der Kaffee gebrüht wird, wurden meine Bohnen geröstet und dann von einem kleinen Mädchen stundenlang gestampft.
Ich frag mich, wie bei all der Arbeit, die das Kaffeemachen so macht, der Kaffee in Deutschland so billig verkauft werden kann. Natürlich, mir ist schon klar, dass der meist nicht handgeklöppelt wird, aber trotzdem. Ich hoffe, wer das ließt, denkt ein wenig darüber nach und sieht diese schwarze Brühe nicht nur als Muntermacher, sondern als Genußmittel, das es Wert ist, etwas mehr Geld für auszugeben.
von der Lodge in Konso die oben auf dem Berg ist. Ich bin dort nur hin, weil dass der einzige Ort mit Wifi dort ist. Es hat aber nicht funktioniert. Dafür schöne Aussicht.

In Moyale war der Zustand des neu gebauten Grenzgebäudes mal wieder ein typisches Beispiel dafuer, wie die Aethiopier sich um ihre Gebaeude kuemmern. Kein Jahr alt, war dieses schon wieder verdreckt und die Klos zugeschissen, dass es einen kraust.
Nach sehr schnellem Passieren der Grenze (wieder fuer 50$ und wieder ohne Probleme mit meinem bald ablaufenden Reisepass) war es sehr einfach, einen Bus nach Nairobi zu finden. Äthiopisches Geld, hatte ich vorher irgendwo gelesen, sollte man gleich an der Grenze tauschen, da sonst niemand sowas haben möchte. Da fand sich gleich einer, der mir helfen wollte. Er wollte aber für die 2 Minuten Tortur im Ausgleich 10 $ haben, das fand ich etwas übertrieben. Der Bus fuhr sehr pünktlich ab. Die Leute packen einem das Gepäck in einen Sack und versuchen dann auch da, soviel Geld wie möglich rauszuschlagen, also, aufpassen, das ist nicht teurer als die Busfahrt selbst. Die kostete ca. 20$. Dafür gab es die gesamte Fahrt über musikalische Unterhaltung und es war auch schön kuschelig. Die Strassen wurden sofort auf der anderen Seite der Grenze wesentlich besser als in Äthiopien. So gut, dass alle paar Meter eine Verkehrsberuhigung eingebaut werden musste. Auf dem 13 stündigen Weg nach Nairobi wurden wir mindestens fünfmal angehalten. Alle mußten aussteigen und den netten Polizeibeamten bei jedem Stopp die Reisepässe demonstrieren. Einmal wurde auch etwas länger gehalten, um eine Betpause einzulegen. Man kann aber in der Zeit auch etwas anderes machen und einfach nur draussen rumstehen und warten, dass es weiter geht. Ein wenig Strecken nach dem langen Sitzen tut ja auf jeden Fall immer mal gut.

Eingestellt von Katrin

4 Kommentare:

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  2. Schade dass es keine Bilder von Afrika im Blog gibt, aber wir hoffen ja Dich bald zu Hause zu sehen

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  3. ruhelos rastlos wo du schon wieder bist-sehen wir uns nochmal in diesen Leben?

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  4. Muy interesantes tus comentarios y muy buenas fotos Katrin. Espero disfrutes África, cuidate mucho y de antemano Feliz Navidad, saludos

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