Chile - Ende der Welt - Isla de Navarino

Am 12.03.2018 bin ich von Ushuaia mit dem Boot nach Puerto Williams gefahren. Passend zum Thema Zahn wollte ich die Wanderung um die Dientes de Navarino machen. Die Fahrt entpuppte sich nicht nur als eine
Kormoran-
sondern auch Whalewatching Tour. Einer sprang sogar mit dem Kopf nach oben wie eine Rakete aus dem Wasser und drehte sich dabei einmal um die eigene Achse. Wie bei National Geographic im Fernsehen. Es waren auch nicht nur die beiden, sondern echt zahlreiche Wale um uns herum.
Auf dem Boot hab ich ein franzoesisches Paerchen getroffen. Wir wollten noch am gleichen Tag loswandern, das Problem war nur, dass die Touri Info erst gegen um vier aufmachen sollte (tatsaechlich erst halb fuenf) und ich eine Ort fuer zahlreiche meiner Sachen zum Unterstellen brauchte. Nachdem wir unsere Paesse haben stempeln lassen, was sehr rasch und problemlos ging, hat sich dann aber das warten auf Roxana von der Touristeninfo, echt gelohnt. Sie hatte tolle Tipps, schlechte Karten und einen Unterstellplatz fuer all mein Gelumpe.
So konnten wir also tatsaechlich an diesem wunderschoenen sonnigen Tag noch aufbrechen und haben den ersten Abend zu dritt am Lagerfeuer am Anfang des Wandeweges zu den Dientes de Navarino verbracht. Insgesamt hatte ich fuenf Tage auf der Insel. Normalerweise wandert man die Runde von 32 km im vier Tagen, geht aber auch in anderthalb und dann blieben immer noch zweieinhalb Tage fuer die Wanderung zum Lago Windhond, was, ohne zu Rennen, immer noch gemuetlich machbar war.
Ich bin Frueh um acht los, als die anderen beiden noch geschlafen haben. Es war ein regnerischer Tag, aber das Wetter wechselt hier eh alle paar Minuten, also hab ich mir keine Sorgen gemacht, doch noch ein bisschen Sonne abzubekommen.
Mittagspause am ersten Camp, kurz unterhalb des Aufstieges zum Paso Dientes de Navarino.
Oben auf dem Pass waer ein toller Ort zum Campen gewesen, aber es war noch recht zeitig, als ich da ankam.



Die Wolken haben sich inzwischen verzogen und gaben den Blick auf die jetzt bis recht weit unten schneebedeckten Berge von Tierra del Fuego.




Zeit zum Baden hab ich mir zwischendurch natuerlich auch genommen.
Bis hierhin war der Weg echt gut, einfach und super markiert. Von hier aus ging es dann ein Stueck wieder bergab und eher in sumpfiges Gebiet.
Dadurch, dass es eigentlich dann keinen richtigen Weg mehr gibt, ist der Sumpf an den sehr matschigen Stellen ganz schoen zerlatscht. Natuerlich versucht jeder, verstaendlicherweise, um die Matschtuempel drumrumzukommen. Manchmal dachte ich mir schon, es waere besser, wenn hier ein Weg angelegt waere, nicht nur zum Wandern, sondern v.a. auch fuer die Natur. So sehr viele Leute laufen hier allerdings nicht umher. Ich hab am ersten Tag insgesamt sechs angetroffen und am zweiten Tag niemanden. Allerdings ist es natuerlich abenteuerlicher, wenn man sich den Weg selbst suchen muss. Wobei, ausser mir hatten natuerlich alle GPS mit, da kann man auch gleich auf nem Weg laufen. Jedenfalls kann man eigentlich von jedem Zeichen aus, ist es nun gemalt, ein Steinmanderl oder ne Schleife im Busch, immer das naechste Zeichen irgendwie erkennen, man muss manchmal nur geduldig suchen, sieht man es nicht, dann ist man irgendwie falsch.
Es gab auf jeden Fall wunderschoene Aussichten.

Das ist mein Lager fuer die erste Nacht, am Lago Matello.
Am naechsten Morgen sah es noch besser aus,

wurde wenig spaeter aber wieder wolkig,
dann wieder sonnig

und noch etwas spaeter hat es auch wieder geschneit.
Der letzte Teil der Wanderung ist etwas nervig, dafuer aber nicht lang. Erst geht es auf einen Berg hoch, was sehr schoen ist, von da geht es steil bergab zur Laguna Guanaco und dann, kommt der schlimme Part, eigentlich nur ein oder zwei km, aber es geht durch Matsch ueber und unter Baumstaemmen lang bis man endlich auf einer Weide landet und sich dann den Weg zur Strasse sucht, was recht einfach ist, da man sie von oben aus sieht. Aus unerklaerlichen Gruenden bin ich sogar dort rausgekommen, wo anscheinend der echte Endpunkt ist. Wie man aber den Weg entgegen des Uhrzeigersinns finden soll, ist mir schleierhaft. Roxana aus der Touriinfo hatte auch gesagt, das ginge nicht, nun wusste ich, warum. Mit Trampen hatte ich Glueck und nur nach wenigen Minuten hat mich der zweite LKW der vorbeikam mitgenommen. Ich war dann um drei in Puerto Williams.
Einen kurzen Halt hatte ich dann in Puerto Williams gemacht, einen Kaffee getrunken und nochmal Avocado, Brot und Kekse gekauft, um noch eine laengere Mittagspause einzulegen, bevor ich weiter wandern wollte.
Am Anfang des Wanderweges zum Lago Windhond gab es einen schoenen Picknickplatz, dort hab ich erstmal pausiert. Dabei hab ich festgestellt, das mir ein zotteliges Pelztier folgte. Den Hund hatte ich grad kurz vorher mit einem Paerchen zusammen getroffen und dachte, es waere ihr Hund. Jedenfalls gelang es mir nicht, ihn zu verscheuchen.
Die Wanderung ging durch ein grosses Sumpfgebiet. Meine Schuhe waren ja eh schon loechrig, es ging aber erstaunlich gut. Auch hier, kein Weg, noch weniger als auf dem Dientes Circuit, da hier noch weniger Leute langwandern, aber recht gute Markierung
Mehrmals dachte ich, ich waer den Hund los, hab ihn dann aber immer wieder gesehen. Er kam aber nicht nahe, hatte auch bemerkt, dass er mir nicht folgen sollte. Jedesmal, wenn ich mich umgedreht und ihn gesehen habe, hat er sich auch umgedreht und versucht, zu verstecken, dass ich ihn nicht sehe. Im Sumpf selbst gab s natuerlich nicht so richtig gute Stellen zum Zelten. Eine eingefallene Schutzhuette war da, aber noch etwas zu weit, um dort vorm Dunkelwerden anzukommen. Bis um acht bin ich gelaufen und hab dann einen kleinen, aber idyllischen Ort an einem Wasserfall gefunden und war nun doch fast sicher, dass Hundi umgedreht war.
Am naechsten Morgen, ich hatte gerade alles eingepackt, erhob er sich dann ploetzlich aus dem Gebuesch, gleich gegenueber meiner Zeltstelle. Nahe kam er immer noch nicht, folgte mir dann aber weiter. Letztendlich hab ich beschlossen, mein Essen mit ihm zu teilen, loswerden konnte ich ihn ja nun nicht mehr. Er war dafuer sehr dankbar und ist ab dann eher in meiner Naehe, auch oft vor mir gelaufen.


Es wird Herbst am Ende der Welt.
Es war anfangs etwas regnerisch, spaeter wurde es aber schoen sonnig und richtig warm.
Am naechsten Tag wollte ich ueber einen anderen Weg zurueck, die Kreuzung beider Wege habe ich aber erstmal gar nicht gesehen. Das letzte Stueck der Wanderung ging durch einen langen Sumpf. Das Moos war aber hart und so konnte ich recht trockenen Fusses
an der Schutzhuette ankommen, die kurz vor m See ist.
Es war erst kurz vor drei und ich hatte ueberlegt, noch den Rueckweg anzutreten und in den Bergen zu schlafen, hab mich dann aber entschieden, an diesem ruhigen, friedlichen Ort zu bleiben. Ich dachte, wenn es nachts regnete oder schneite, waer es schon schoen fuer Hundi, mit drinnen in der Huette zu schlafen. Mit in meinem Zelt wollte ich ihn ja nicht haben. Die Huette war auch recht niedich und ich hab draussen ein kleines Feuerchen gemacht, um meine Schuhe zu trocknen.
Lago Windhond
Spaeter kam noch ein Chilene zur Huette, er ist dann aber gleich, nachdem er sein Zelt aufgebaut hatte, schlafen gegangen. Ich hab fuer Hundi und mich gekocht. Er sah nicht allzu begeistert ueber die Nudeln aus, hat aber alles aufgegessen. Selbst Schuld, wenn er sich ne Veganerin zum Wandern aussucht. Was auch toll war, es gab Kaffee!!! und ich hatte auch noch ein bisschen Zucker, sodass ich mir ein Taesschen gekocht habe. Sehr unerwarteter Luxus, dort, nun wirklich ziemlich am Ende der Welt.
Es hat dann tatsaechlich die ganze Nacht geregnet wie in Stroemen. Hundi hat neben mir auf einer Decke geschlafen.
Moor von Nahem am naechsten Tag. Es hat immer noch gernieselt. Die Wegkreuzung hab ich dann doch sehr gut gefunden, durch Zufall. Ich habe einen anderen Wanderer getroffen, der die ganze Nacht ohne Zelt im Regen verbracht hat. Sah echt fertig aus, der Arme. Ich hab ihm n Schokoriegel gegeben. Zum Glueck hatte er es nicht mehr weit bis zur Huette. Jedenfalls haben wir uns, fuer mich kurz vor, fuer ihn kurz nach der Kreuzung getroffen und er hat mir die Stelle gezeigt. Nach dem grossen Moor geht s durch einen kleinen Wald und dann ueber einen Biberdamm. Die Markierung ist aber echt miserabel und wenn man nicht weiss, wo genau die Kreuzung ist, kann man sie, mit diesem tollen Kartenmaterial dass es in der Touriinfo gab, auch kaum finden.
Ich hatte immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben. Wie gesagt, das Wetter aendert sich hier wahnsinnig schnell, nur nicht an diesem Tag. Ich wollte also durch die Berge zurueck. Es ging einen recht glitschigen, steilen Weg im Wald bergauf. Hier war der Schnee ja erstmal noch ganz idyllisch.
Bis ich dann ueber der Baumgrenze fast im voelligen Whiteout landete. Ich bin den Steinmanderln noch ca. einen km gefolgt, bis zu diesem See, dann konnte ich sie nicht mehr sehen und hab mich dann entschieden, doch umzukehren und den gleichen Weg, den ich gekommen bin, wieder zurueck zu gehen.
Das Ganze bergauf- und ab hat uns ein paar Stuendchen extra gekostet und die Sicht war nun mittlerweile auch hier unten nicht mehr so toll. Aber, was machen, auf im Moor schlafen hatte ich, v.a. jetzt, da ich total glitschnass war, nicht mehr so recht Lust und Hundi mit ins Zelt nehmen fand ich immer noch eine schlechte Idee. Also sind wir gelaufen und gelaufen.
Gegen Abend klarte es dann tatsaechlich etwas auf. Mittlerweile hab ich doch schon immer mal auf den miserablen Weg geschimpft, der natuerlich durch das Wasser von oben nicht besser wurde. Auch, dass ich ihn schonmal gelaufen bin, hat nicht allzuviel geholfen.
Bei solchen Aussichten muss ich sagen, hat sich die ganze Quaelerei dann aber doch gelohnt.


Hundi war auch gluecklich, v.a. der Schnee hat ihm offensichtlich sehr gefallen.

Oben an dem Wasserfall hatten wir die Nacht zuvor geschlafen.
Gegen neun Uhr abends waren wir dann wieder in Puerto Williams. Urspruenglich hatte ich ja geplant, die Nacht irgendwo nahe beim Ort zu zelten, nun aber, wollte ich Hundi zu Hause abgeben, ich dachte, die Carabinieros, bei denen man sich vor der Wanderung an- und danach abmelden muss, wuessten bestimmt, wem er gehoert und ausserdem, wollte ich auch meine Sachen trocknen und irgend nen trockenen Ort zum Schlafen haben. Als ich am Supermarkt ankam, wo ich Hundefutter kaufen wollte, waren dort so viele Hunde, dass ich meinen treuen Gefaehrten, der mir bis ans Ende der Welt gefolgt war, doch verloren habe.
Ich hab dann auf dem Zeltplatz eingecheckt. Er gehoert Cecile, die auch das Refugio El Padrino betreibt. Ich kam rein und alle sassen zusammen um den Tisch und haben gemeinsam gegessen. Es war eher wie eine WG. Ja, ich haette auch draussen zelten koennen, aber ich hab es dann doch bevorzugt, in der Kueche zu schlafen. Gegen drei Uhr morgens haben sich alle im Haus irgendwo verteilt und friedlich um den Holzofen herum geschlummert. Es war toll, wieder trocken zu sein, auch wenn ich, bei der Dusche erst das Warmwasser nicht gefunden hab bin ich doch irgendwann wieder aufgewaermt. Am naechsten Tag hab ich dann meine Sachen aus der Touriinfo abgeholt und
um drei war ich an der Faehre, die gegen vier ablegen sollte.
Mit dem veganen Essen hat nicht ganz geklappt, es gab vegetarisch, aber das erste Abendessen war noch toll. Ich war aber drauf vorbereitet und hatte mir Futter mitgenommen. Es gab echt gute Avocados hier, bei fast 55 Grad Sued!
Die Fahrt war super, wenn auch groesstenteils schlechte Sicht war. Leider kamen wir bei Mount Darwin gegen 1 Uhr nachts vorbei und ich hab ihn nicht gesehen.

Faehre auf der Fahrt durch den Beagle Kanal.

Am 18.03. gegen 23:30 Uhr kamen wir dann in Punta Arenas an. Ich hatte es ganz anders in Erinnerung und hatte einen mini kleinen Ort erwartet, wo ich einfach was zum Zelten finden koennte. Ich war 2010 schonmal da, oder vielleicht war es doch ein anderer Hafen, wo wir damals angekommen waren. Ich musste jedenfalls ein Stueck laufen und hab dann auf der ehemaligen Pferderennbahn gezeltet, war auch ganz schoen.

Eingestellt von Katrin

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