Herbst in Neu England - Maine, New Hampshire, Vermont

Am 23.09.2018 bin ich von Durham, NH, nach Laconia getrampt. 2016 hatte ich in Bangor Clover und Kirk kennengelernt, die hier letztes Jahr ein schoenes Hotel am See uebernommen haben.
 Blick vom Grand View Resort in Laconia, NH
Ich bin abends angekommen und den naechsten Tag hat es leider geschifft wie Sau. Zeit, mal wieder an meinem Blog zu arbeiten.
Am naechsten Tag ging es dann nach Vermont. Hier im noerdlichen Neu England zu trampen, ist sehr einfach. Auch wenn die Leute meist nicht weit fahren, weil es hier wesentlich dichter besiedelt ist als im Westen, kommt man ziemlich schnell voran. Ich musste nie laenger als ein paar Minuten warten.
Mein lang ersehntes Ziel hier war die Ben & Jerry s Eiscremefabrik bei Waterbury.
Es gibt eine halbstuendige Fuehrung, inklusive eines Films ueber die Entstehungsgeschichte der Firma. Ausserdem unterstuetzt Ben & Jerry s Projekte fuer Arme. Bei der Fuehrung habe ich erfahren, dass die veganen Eissorten leider woanders hergestellt werden, aber nicht weit weg von Waterbury. Am Ende der Fuehrung gibt es Verkostungen, fuer mich also nur ein Sorbet, war aber auch gut.
In der Fabrik gibt es trotzdem so viel Eis, auch veganes, dass sie es verkaufen muessen. Viele, viele Sorten Kuhsafteis und nur zwei Sorten Mandeleis. Ich hab dann einen Shake geschlabbert.
Der Eiscremefriedhof in Vermont
All den Eiscremesorten, die nicht auf dem Markt ueberlebt haben, wurde hier ein Gedenkstein mit einem niedlichen Vers gedacht.
Nicht weit weg von Waterbury, etwas suedlich, ist der Camels Hump State Park
Waehrend der Fabrikfuehrung hatte es mal wieder geschuettet, aber als ich rauskam, hatte es schon wieder aufgehoert. Ich hatte mal wieder Glueck. Ich dachte, ich koenne von Waterbury aus laufen, bei Google Maps sah es echt nicht weit aus, war es aber. Ich war gerade dabei, eine Postkarte in den Briefkasten zu werfen, als jemand anhielt und mir anbot, mich zum Wegesanfang zu bringen. Er wollte nur schnell seine Freundin abholen, also genug Zeit fuer mich, nochmal auf s Klo zu gehen und Wasser zu tanken. Die beiden waren dann keine Stunde spaeter wieder da und brachten mich dorthin, wo ich hinwollte. Wer weiss, ob ich das ohne Hilfe gefunden haette. Es fing dann wieder an zu regnen. Es war so warm, dass der Regen aber sehr gut tat. Als ich zum Shelter kam, war er dann so stark, dass ich mich entschied, dort zu bleiben, auch wenn es mit insgesamt Sieben Leuten dort ganz schoen kuschelig wurde.
Am naechsten Morgen brach ich nicht allzuspaet auf und das Wetter war super. Die Wanderwege hier in Neu England sind wunderbar, alles Andere als langweilig. Man muss sogar ab und zu die Haende benutzen, um voranzukommen. Auch wenn die Berge hier nicht hoch sind, fuer zehn Meilen braucht man wesentlich laenger als im Westen. Ich bin sehr fuer switchbackfreies Wandern.
Auf dem Gipfel von Camels Hump

 auf Camels Hump, Vermont

 Camels Hump
Ich bin ueber den Berg drueber gelaufen, also, auf der Nordseite hoch und auf der Suedseite wieder runter, groesstenteils entlang Vermonts Long Trail. Auf diesem war ich vor zwei Jahren schonmal ein bisschen gewandert, drei Tage oder so, ueber Vermonts hoechsten Berg, Mt. Mansfield, etwas noerdlich von Camels Hump.
Am Parkplatz angekommen, fand ich auch sofort wieder eine Mitfahrgelegenheit und von da an war es sehr einfach, zu meinem naechsten Ziel, den White Mountains in New Hampshire, zu kommen. Man muss immer nur Hwy 2 folgen, bis man in Randolf ankommt, wo es von Appalachia aus losgeht. Hier war ich auch vor zwei Jahren schonmal, konnte aber nicht die gesamte Bergkette ueberwandern, da das Wetter nicht mitgespielt hatte. Diesmal hatte ich mehr Glueck.
Ich kam gegen sechs Uhr abends in Appalachia an. Leider wird es nun schon um Sieben dunkel und ich bin nur ein bisschen weiter gelaufen und habe mein Zelt nahe eines wunderschoenen Bergbaches aufgebaut der einige grosse Pools zum Plantschen zu bieten hatte.
Am naechsten Morgen hat es wieder ein bisschen geregnet, aber als ich die Baumgrenze erreichte, hatte der Regen schon nachgelassen und es war, wenn auch nicht sehr sonnig, so doch super Wetter. Wenn man bedenkt, dass ich an dieser Stelle 2016 fast davon gewedelt worden bin, kann man sagen, es war geradezu windstill. Die White Mountains haben das "schlechteste Wetter" in den gesamten USA und die bisher hoechste gemessene Windgeschwindigkeit, gemessen auf der Wetterstation auf Mt. Washington.
auf Mt. Madison 5367 Fuss/1636 m
Das ist der Erste in der Reihe der White Mountains Ueberquerung. Die gesamte Ueberquerung sind ca. 17 Meilen und man kann es, mit Tagesrucksack und etwas frueher im Jahr, mit mehr Tageslicht, sicherlich einfach an einem Tag machen, aber nicht mit meinem Kumpfel auf dem Rucken und Dunkelheit ab 19 Uhr. Ich wollte aber auf alle Berge, die entlang des Weges liegen. Auf dem Gulfside Trail, der hier ein Teil des Appalachian Trail ist, geht es entlang des Bergkamms, er umgeht aber alle Gipfel, als Schlechtwetterbypass. Fuer jeden Gipfel gibt es dafuer einen Loop trail, der dann wieder auf den Gulfside Trail zurueckfuerhrt.

 Blick von Mt. Madison auf Mt. Adams
 Mt. Washington von Mt. Adams aus gesehen. Dann ging es noch auf Mt. Jefferson und Mt. Clay. Von beiden gab es aber keine berauschenden Aussichten und daher keine Fotos.
Gegen 17 Uhr naeherte ich mich dann Mt. Washington, der nun auch ganz und gar aus den Wolken herausschaute. Ich hoerte ein Geraeuch, mehr als einmal. Es hoerte sich an wie Helikopter oder so. Jedenfalls war es sehr laut. Als ich naeher kam sah ich dann den Verursacher
Cog Railway
Es fuehrt leider auch eine Strasse auf den Gipfel, sodass hier oftmals viele Touristen oben sind, die sich nicht die Muehe machen wollten, hochzulaufen. Zum Glueck war Freitag und es war nicht voll.
Den gesamten Tag ueber habe ich, trotz idealen Wetters, nur neun andere Wanderer gesehen. Das sollte sich am naechsten Tag, da war Wochenende, aendern.

Auf dem Gipfel bin ich nicht allzulang geblieben. Ich wollte ja mein Nachtlager noch vorm Dunkelwerden erreichen. Dazu hatte ich mir die Lakes of the Clouds Hut, nur 1,6 Meilen vom Mt. Washington Gipfel, auserkoren. Sie war geschlossen, und das war gut so, denn all die Huetten hier vom Appalachian Mountain Club, liegen weit, weit ausserhalb meines Budgets. Sie sind im Gegensatz zu unseren Alpenhuetten keine sehr erschwinglichen Unterkuenfter fuer Jedermann und bis zum naechsten Shelter oder Zeltplatz war es noch zu weit. Die Huette hat aber Eine Notunterkunft zu bieten.
auf dem Weg von Mt. Washington zu Lakes of the Clouds


Rueckblick zu Mt. Washington im Licht der untergehenden Sonne.
Sonnenuntergang von Lakes of the Clouds Hut, wo ich in der Notunterkunft geschlafen habe. Die Huette selbst war geschlossen
Als ich in der Huette ankam, sah ich noch nicht so richtig die Notwendigkeit, drinnen zu schlafen. Waehrend der Nacht kam aber ein recht starker Wind auf und ich war froh, mein Zelt nicht diesen Strapazen aussetzen zu muessen.
Noch am naechsten Morgen war das Wetter so, dass ich nicht allzugern vor die Tuer ging, aber ich wollte ja schon weiter. Der Wind war OK, jedenfalls so, dass man noch laufen konnte. Nur ein- oder zweimal musste ich stehenbleiben, um eine Boee abzuwarten. Die Aussicht war aber Null.
Nichts desto Trotz hab ich sage und schreibe 200 Leute auf diesem vergleichsweise kurzen Wanderstueck an diesem Tag angetroffen. Es war Sonnabend. Mit taten die Leute fast ein bisschen leid, die normalerweise arbeiten muessen und dann nur am Wochenende in die Berge koennen.
Die Wanderung endete fuer mich bei Crawford Notch. Hier hab ich im Visitor Center mal wieder einen kostenlosen Kaffee bekommen. Das Fruehstuecksbuffett haette 15 Dollar gekostet, ich hatte aber noch zu Essen und wollte nur einen Kaffee haben, da es dafuer aber keinen Preis gab, hab ich ihn frei bekommen. Dann sass ich noch ein bisschen in der Sonne rum, bevor ich nach Durham aufbrach.
UNH in Durham. Sehr idyllischer Campus. Und was man auch noch positiv erwaehnen muss, abgesehen von dem phantastischen Essen in den grossen Mensen, es gab richtiges Geschirr! Ich glaube, das war das erste Mal, das ich sowas in den USA gesehen habe.
Ich hatte mein Kletterzeugs bei Garrett gelassen. Leider konnten wir nicht nochmal Klettern gehen. Dafuer war ich auf ner College Party. Hab mich ganz schoen alt gefuehlt und bin sehr gut als Garretts Mutter durchgegangen.
Am 30.09. bin ich dann, nach erneutem Tramper Glueck, in Acadia, Maine, angekommen. Ich hab ich, auf der Fahrt zu Insel, Dan getroffen, der auf einem Segelboot musiziert. Ich haette ja echt nicht gedacht, dass ich in diesem Urlaub so viel Zeit auf Booten verbringen wuerde.
Das Boot liegt vor Bar Harbor und bricht taeglich zu Sonnenuntergangssegeln auf.
Segeln mit Musik von Dan am letzten Tag im September
Am naechsten Tag bin ich dann zu einem See gewandert, der halb ausserhalb Nationalparks liegt. Der Park ist zu klein fuer Backcountrycampsites und es ist nicht erlaubt, innerhalb des Parks zu zelten.

  
Lower Hadlock Pond von meinem Schlafplatz aus. 
Ausserdem sind alle Seen Trinkwasserreservoire, und so darf man in ihnen auch nicht baden. Das war die laengste Zeit, die ich seit Antritt meiner Reise ohne Baden verbracht habe.

Auf dem Weg zu Sargent Mountain. Only Rain in Maine. Dafuer war es nicht zu warm, aber die Sicht war dadurch auch nicht die Beste.

Mt. Sergeant im Acadia NP am 02.10. 1373 Fuss/418 m
Auf dem Weg zu Cadillac Mountain, mit 1530 Fuss/466 m der hoechste Berg von Acadia, via Westridge, dem steilsten der drei Wanderwege, die auf den Berg fuehren. Hatte ich schon erwaehnt, dass die Wanderwege in Neu England alles andere als langweilig sind? Wer keine Switchbacks mag, ist hier genau richtig. Der gesamte Weg ist eher etwas zum Kraxeln, man braucht definitiv seine Haende. Es war allerdings bei dem Regen etwas rutschig und somit habe ich, als ich oben angekommen war, das Angebot, wieder nach unten gefahren zu werden, gern angekommen. Denn auch hier haben eifrige Strassenbauer ihr Geld verdient. Oben hab ich kein einziges Foto gemacht, da alles einfach nur weiss war.
Den Rest des Tages hab ich dann mal wieder in der Bibliothek verbracht, diesmal in Bar Harbor. Sie war nicht mehr lange offen und als ich wieder rauskam, hat es immernoch geregnet. Ich wolle eigentlich etwas weiter suedlich am Meer schlafen, ausserhalb der Nationalparkgrenzen. Der Regen nahm aber immer staerker zu und letztendlich hab ich mich in ein kleines Waldstueck knapp ausserhalb des Ortes verzogen. In der Nacht schien es, als wuerde der Regen nie mehr enden. Es schuettete wie aus Eimern. Genau halb sieben am Tag der deutschen Einheit, hoerte es dann aber auf. Alles war matschig. Einige Vorgaerten standen unter Wasser. Ich hab mir in der naechsten Tankstelle einen Kaffee gegoennt und dann ein Eis auf dem Weg zum Highway. Haeagen Dasz hat tatsaechlich jetzt auch veganes Eis. Sehr lecker, kommt aber trotzdem nicht an Ben & Jerry s dran, dafuer ist es billiger. Aber ich hab ja bisher auch erst eins probiert.

Beim Trampen Richtung Norden hab ich Clarance getroffen. Er meinte, er koenne mich zur Grenze bringen, muesse aber vorher noch Seetang ernten. Da ich Seetang sehr gern mag, hab ich spontan beschlossen, ihn zu begleiten. Es war wirklich sehr interessant. Er hat ein kleines Boot, mit dem er, nur bei Flut, da es bei Ebbe nicht erlaubt ist, um nicht auf den Sandbewohnern rumzutrampeln, kuestennahe umherschippert. Mit einer Art Harke wird das Seekras aus dem Wasser gefischt, bis das Boot voll ist.
Seetangernte mit Clarance am Tag der deutschen Einheit
Auf einer schwimmenden Plattform wird es dann mit Hilfe eines kleinen Krans in grosse, schwimmende Netze verpackt. Fuer einen Ballen bekommt man 60 Dollar. Spritkosten sind wohl gegen 5 Dollar pro Tag. Wir waren vielleicht zwei Stunden unterwegs und haben waehrenddessen 1230 Dollar aus dem Meer gefischt.
Aber, wer richtig reiche Fischer sehen will, muss nach Ost Canada und Neufundland reisen.

Eingestellt von Katrin

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