Thanks Giving in Cape Breton - Nova Scotia - Canada

Am 04.10.2018 war ich dann frueh zeitig an der Grenze zu Canada in Calais, Maine. Es war noch dunkel, und so wartete ich im McDolalds auf das Sonnenlicht.
Aus Alberta hatte ich im August schon einen Stempel fuer die Einreise nach Canada mitgebracht. Da dieser ein halbes Jahr gueltig ist, haette ich nicht im Geringsten vermutet, dass es hier Schwierigkeiten geben wuerde. Aber weit gefehlt. Meine Tickets fuer die Ausreise aus den USA fuer November und ebenso meine Kontoauszuege, hatte ich dummerweise nicht ausgedruckt dabei, d.h., ich hatte meinen Sparkonotoauszug und einen ziemlich alten von meinem Girokonto.
Die Grenzbeamtin war alles andere als freundlich. Genau das Gegenteil von ihren Alberta Kollegen. Ich war kaum zur Tuer rein, als ich in einem Ton, als waere ich beim Klauen erwischt worden, gefragt wurde, wo ich her sei. Ich antwortete wahrheitsgemaess und wurde dann, keineswegs besaenftigt, gefragt, was ich in Canada wolle, als wuerde all die Schoenheit Canadas zunichte, wenn ein Auslaender sie betrachte. Ich sagte, ich wolle Freunde in Cape Breton besuchen. Noch nicht zufrieden mit der Antwort, wollte die Grenzbeamtin wissen, woher ich diese kenne und ich antwortete, wieder mal viel zu ehrlich fuer diese Welt, dass ich letztes Jahr fuer Unterkunft dort gearbeitet habe. Noch waehrend ich das sagte, dachte ich, Oh Shit, das haette ich sicher nicht sagen sollen. Und so war es auch. Die Beamtin war der Meinung, ich haette eine Straftat begangen und sie wuerde mich nicht einreisen lassen. Ich sagte ihr, ich habe schon ein Ticket fuer die Ausreise, aber sie blieb hart und meinte, was auch immer ich machte, sie wuerde mich nicht reinlassen und, auch wenn das nicht hiesse, ich koenne nie wieder nach Canada einreisen, wuerde es doch in Zukunft viel schwieriger werden als bisher und ich braeuchte ein Arbeitsvisum, da man mir nicht glauben wuerde, dass ich nicht zum "Schwarzarbeiten" kommen wuerde.
Sie hiess mich niederknien, aeh, ich meine hinsetzen und arbeitete an meiner Verbrecherakte. Damit jeder canadische Grenzbeamte in Zukunft sehen koenne, dass ich illegalerweise Leuten geholfen habe, die mir geholfen haben. Wo kaemen wir da auch hin, wenn einfach jeder jedem helfen wuerde? Braechte das die Saeulen des nordamerikanischen Kapitalismus ins Wanken?
Nach einer scheinbar endlosen Wartezeit waehrend derer mir unzaehlige Gedanken durch den Kopf gingen und ich wuetend und traurig auf einmal wurde, verwies sie mich dann des Landes und auf der anderen Seite der Strasse erwartete mich der US Grenzuebergang, dem ich nun auch noch einen Besuch abstatten musste, da ich ja, technisch gesehen, schon in Canada war.
Die Beamten hier waren dem canadischen Sympathiebolzen sogar noch einen Schritt voraus. Am Ende wurde mir gedroht, ich wuerde am 19.11.2018, wenn ich aus den USA ausfliege, an der Grenze erwartet werden. Die armen Beamten waren, obwohl sie es offensichtlich sehr ungern taten, aber gezwungen, mich wieder einreisen zu lassen. Ich denke das war nur, weil es etwas unangenehm gerochen haette, wenn ich, nach ca. einer Woche kein Essen mehr gehabt haette und vielleicht nach einem weiteren Monat auf dem 50 m Stueck Strasse zwischen Canada und den USA verrottet waere.
Ich bin dann in die Bibliothek, um Nadine die Nachricht zu melden. Sie erwaretete mich fuer den Thanksgiving Ausritt am 06.10. Dann fing ich an, zu ermitteln, wie ich am besten suedlich der Grossen Seen weiter reisen koenne.
Als ich aus der Bibo kam und durch die nassen, von bunten Baeumen flankierten Strassen lief und Fallobst ass, dachte ich bei mir, nein, das kann ich nicht auf mir beruhen lassen, ich muss es noch einmal versuchen. Was habe ich schliesslich zu verlieren? Und in diesem kleinen Ort Calais, gibt es drei Grenzuebergaenge. Diesmal ging ich zuerst zur US Seite, um zu erkunden, ob die Angestellten dort mich im Falle einer erneuten Ablehnung wieder zurueck nehmen wuerden und ob es ueberhaupt sinnvoll waere, es am gleichen Tag nochmal zu probieren. Bei diesem Grenzuebergang muss man eine Bruecke ueberqueren. Das Modern waere also kein so grosses Problem. Die Kadaverbeseitigung wesentlich einfacher. Also, besser auf Nummer sicher gehen. Und ueberraschenderweise, waren die Grenzbeamten hier super freundlich und meinten, sie saehen nicht, was ich falsch gemacht habe und warum ich es nicht nochmal probieren solle und natuerlich wuerden sie mich offenen Armes wieder zurueck empfangen.

Sehr erleichtert bahnte ich mir meinen Weg ueber die Bruecke, die einen idyllischen Fluss ueberspannte. Die Aussenposten, die normalerweise fuer die Autokontrolle da sind, waren ebenfalls sehr freundlich. Der eine sprach sogar recht gut deutsch, er war aus irgendeinem Nah Ost Land, hab vergessen, welches. Ich wurde dann in das Gebaeude geschickt und der Beamte dort war schon am Telefon mit der canadischen Grenzverteidigerin. Mist, ich dachte, die haette mittlerweile Feierabend. Scheinen sehr hart arbeiten zu muessen, diese |Leute. Er war dennoch freundlich und ich zeigte ihm mein ausgedrucktes Ticket und Kontoauszuege. Allerdings war ich so dumm, nur den Teil des Tickets auszudrucken, wo weder mein Name noch die Buchungsnummer draufstanden. Ich haett mich treten koennen. Ich dachte echt, nun alles super vorbereitet zu haben. Das war sehr daemlich. Er fragte mich auch, warum ich so komische Strecken naehme, von einem Ort zum anderen und wieder zurueck. Ich erklaerte ihm, dass ich auf Berge steige und dafuer das entsprechende Wetter braeuchte und da die Natur die Berge nun mal nicht fuer uns gemacht habe, muss man sich nach ihr richten. Aber trotzdem meinte er, nachdem er sich lange mit mir beschaeftigt hatte, er koenne mich nicht einreisen lassen. Immerhin hatte ich ja in seinem Land schon eine Straftat begangen. Ich erzaehlte ihm die Geschichte mit dem Ausritt und dass ich wirklich gern meine Freunde sehen wolle. Er ging dann ins Nebenzimmer, mit der Warnung, es koenne auch passieren, wenn er mit seinem Boss spraeche, dass ich fuer ein ganzes Jahr aus Canda gebannt wuerde. Aber was solls, wenn nicht jetzt, wuerde ich innerhalb eines Jahres eh nicht wieder in Canada einreisen. Es dauerte eine ganze Weile und als er zurueck kam gab er mir einen Stempel und meinte, es sei tatsaechlich erlaubt, unentgeltlich fuer nicht mehr als vier Wochen auf einer Farm zu arbeiten.
Aha, da wollte diese ueberenthusiastische Vertidigerin ihres Heimatlandes wohl ihre Macht demonstrieren ohne die Regeln genau zu kennen? Also, Canadier, auch euch ist es offiziell erlaubt, einander zu helfen, so lange ihr es nicht uebertreibt!
Ich haette ihn umarmen koennen. Soweit kam es aber nicht. Wir unterhielten uns aber noch ganz nett und er gab offen zu, dass er beneide, dass ich so viel umherreise. Ja, wenn man erstmal einen Stempel hat, kann man sich mit den Leuten tatsaechlich unterhalten wie mit normalen Menschen.
Das war an dem alten Grenzuebergang in Calais, North Street, falls irgendwer mal in die Not geraten sollte, zwei Anlaeufe zu brauchen.
Ich bin an dem Tag noch bis zum Highway gekommen und habe ganz in der Naehe gezeltet. Es war schon recht spaet und auch schon dunkel, als ich dort ankam.
Der fuenfte Oktober begruesste mich mit strahlendem Sonnenschein und jeder Menge netter Canadier die mich vom Highway aufsammelten. Ein Pastor lud mich zum Kaffee ein und ein talentierter Musiker brachte mich ca. vier Stunden lang den gesamten Weg bis ueber die Bruecke die Cape Breton Island mit dem Festland verbindet. Das Keltic Colors Festival war grad am Laufen und so waren die Strassen, die auf die Insel fuehrten, mehr als voll. Kaum zu glauben, dass die alle Unterkuenfte hatten.
Cape Breton ist ziemlich klein und so wurde ich von einem Bekannten von Nadine aufgegabelt, der ein guter Freund von Nicole, einer Freundin Nadines ist. Nicole veranstaltet seit 15 Jahren den Thanksgiving Ausritt.
Er rief sie an und sie war voll aus dem Haeuschen. Trotz dem sie eigentlich keine Zeit hatte, wollte sie uns zu Nadine begleiten und unser Wiedersehen beaugenzeugen. Kurz vor Nadines Haus krabbelte ich in die Ladeflaeche des Trucks und Nicole sagte ihr, sie habe eine Ueberraschung im Truck fuer sie. Diese war auch voll gelungen, als Nadine die Ladeflaeche oeffnete. Sie dachte natuerlich, ich haette sie verarscht und ich musste die Story die kommenden drei Tage hundert Mal erzaehlen.


Aron
Cindy, Nadine, Nicole und ihre Nichte (von links nach rechts)
Pause


Nicole mit Blackheart
Ich kam also genau richtig. Ich war am 05.10. abends um sechs in Port Hood und wir wollten am naechsten Morgen zum Ausritt aufbrechen. Es war ein wunderschoener, sonniger Tag und 15 Reiter mit 15 Pferden versammelt. Der Weg war teilweise sehr matschig und alles andere als langweilig. Echo hatte mal wieder Spass am Rennen und hielt sich super gut in unseren Wettrennen.
Daisy und ich

Nadine und Apollo



Nadine mit Apollo und Nicole mit Blackheart

in Mabou

Am naechsten Tag gings erneut los, nach Mabou. Ich bekam eine wunderschoene fuenfjaehrige Mischung aus belgischem Kaltblut und Painthorse. Anfangs war sie etwas aufgeregt und es fuehlte sich an, wie mindestens zwei Pferdestaerken unter mir. Sie war  wahrscheinlich nie in ihrem Leben zuvor so viel gerannt, aber fand es offensichtlich voll toll. Und sie war verdammt schnell. Sie holte die anderen Pferde mit einem Vorsprung von 100 Metern im Nu ein, es fuehlte sich an, als wuerde sie fliegen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, zwischendurch mit Kaffee in Mabou.


Daisy und ich

Angel, ich, Sassy

Nadine
Am Montag, den 08.10., kochten Robert und seine Mami Pat ein tolles Thanks Giving Essen fuer uns. zuvor haben wir das gute Wetter genutzt und den Zaun um eine der Koppeln erneuert.
Dann war da auch noch ein Dach zu reparieren von einem Unterstand, den es beim letzten Sturm entschaerft hatte.
Fast die gesamte Woche regnete es und noch dazu hatten Nadine und ich uns ein paar Kinderkeime von Sterling, ihrem Sohn, eingefangen.
Zum Glueck besserte sich das alles zum Wochenende. Am 13.10. gab es naemlich noch einen Ausritt, diesmal in Margaree, mit vielen Leuten.
Ich haette ja mehr Fotos gemacht, aber bei meinem Pferd funktionierte die Parkposition nicht. Und da der Weg sehr steinig war, gab es leider kaum Gelegenheiten, Echo rennen zu lassen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Hier hab ich auch Jenny wiedergetroffen, die letztes Jahr mit beim Thanksgiving Ausritt dabei war.

Nadine mit Apollo
Am 14.10. hatten wir dann einen Helirundflug ueber Cape Breton. Der Sohn des Schmieds ist Helipilot und hatte einen Freiflug fuer Nadine und noch zwei. Robert musste ganz schoen ueberredet werden, strahlte dann aber wie ein Honigkuchenpferd vom Beginn des Abhebens an.
Trotz dem es bewoelkt war, hatten wir ein paar super Ausblicke und konnten die Farbenpracht der Baeume von der Luft aus bestaunen. Einfach atemberaubend. Dafuer war der Flug viel zu kurz, 15 min.
Port Hood Island


Nicole, ich, Nadine
Nadine hat mich dann am 15.10. nach Truro gebracht, wo sie sich Pferdeanhaenger angucken wollte. Hier haben wir Nicole getroffen, die mich noch bis Moncton mitgenommen hat. So hatte ich schonmal einen recht guten Start Richtung Westen.
Die Nacht verbrachte ich auf einem geschlossenen Campingplatz in St. Johns.
Am naechsten Morgen hatte ich an der Grenze diesmal keine Probleme. Es hat zwar ueber eine Stunde gedauert, bis ich die Grenzbeamten von meinen guten Absichten in ihrem Land ueberzeugen konnte, aber es hat geklappt. Der Beamte hat sich sogar am Schluss fuer meine Geduld und meine gute Vorbereitung, diesmal hatte ich tatsaechlich den Flugplan mit, bedankt und eine Beamtin wollte meine Blogadresse.

Eingestellt von Katrin

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen